Allergisch aufs Essen |
In Deutschland leiden rund 18 Millionen Menschen unter einer Pollenallergie. Allergieexperten gehen davon aus, dass die Zahl derjenigen zunimmt, die aufgrund einer Pollenallergie auch auf bestimmte Lebensmittel mit allergischen Symptomen reagieren, das heißt eine Kreuzallergie oder pollenassoziierten Lebensmittelallergie entwickeln. Vermutlich steigt das Risiko dafür mit der Zeit, die jemand bereits gesundheitliche Probleme durch Pollen zeigt.
Etwa 60 bis 80 Prozent der Erwachsenen, die auf Baumpollen reagieren, zeigen Kreuzreaktionen zu Nahrungsmitteln. Vor allem diejenigen, die unter den Pollen frühblühender Bäume wie Birken, Erlen oder Haselnuss leiden, sprechen auf Lebensmittel wie rohes Stein- und Kernobst (Apfel, Aprikose, Kirsche, Kiwi, Pfirsich), Möhren oder Haselnüsse an. Betroffene berichten am häufigsten davon, dass kurz nach dem Verzehr ein pelziges Gefühl der Mundhöhle auftritt, von Lippen- und Zungenschwellung, Heiserkeit, Engegefühl im Hals mit Schluckbeschwerden bis hin zu Atemnot – zusammengefasst werden die Symptome als orales Allergiesyndrom bezeichnet. Ein anaphylaktischer Schock tritt bei Kreuzallergie nur selten auf.
Pollenallergiker entwickeln häufig Kreuzallergien auf Nahrungsmittel. / Foto: Getty Images/AlexRaths
Experten machen ähnliche Molekülstrukturen der Allergene für solche Kreuzreaktionen verantwortlich. So zeigt das Hauptallergen der Birkenpollen Ähnlichkeiten zu Bestandteilen in bestimmten Obst- und Gemüsearten, unter anderem in Sellerie. Pollen des Beifußes stehen auch in Verbindung mit Reaktionen auf verschiedene Gewürze, Möhren, Mango oder Sonnenblumenkerne.
Wichtig zu wissen: Allergische Reaktionen können sich durch äußere Umstände wie die Einnahme von Medikamenten, zum Beispiel Schmerzmittel, Hormonpräparate oder Säureblocker, verstärken.
Eine Lebensmittelallergie zu diagnostizieren, ist nicht immer einfach und sollte am besten von einem auf Allergien spezialisierten Arzt erfolgen. Der erste Schritt ist eine ausführliche Anamnese und gegebenenfalls die Erstellung eines Ernährungsprotokolls. Die Bestimmung des IgE-Werts über einen sogenannten Pricktest auf der Haut ist zur Eingrenzung hilfreich. Dabei werden Lebensmittelallergene mit einer Lanzette typischerweise am Unterarm unter die Haut gebracht. Eine Quaddelbildung auf der Haut zeigt eine positive Reaktion an, fällt allerdings nicht immer ganz eindeutig aus. Auch Pflaster mit Allergenen, die über längere Zeit auf der Haut am Rücken verbleiben, werden zur Diagnose genutzt. Ergänzend dazu raten allergologische Fachgesellschaften zu einem Nachweis von IgE im Blut.
Ein positiver Nachweis bedeutet jedoch nicht, dass der Betroffene auch wirklich auf das identifizierte Lebensmittel allergisch reagieren muss. Möglicherweise liegt lediglich eine Sensibilisierung ohne allergische Symptomatik vor. Letztlich bietet die Provokation mit dem verdächtigen Lebensmittel nach einer Zeit des Weglassens eindeutig Klarheit. Als Einstieg zur eindeutigen Abklärung dient meist eine Basisdiät mit wenigen, aber allgemein gut verträglichen Lebensmitteln über ein bis zwei Wochen. Unter genauer Beobachtung möglicher Symptome wird der Speiseplan dann nach und nach erweitert. Dieses Vorgehen verlangt viel Disziplin und eine hohe Motivation der Betroffenen, die sich teilweise an strenge Diätvorschriften halten müssen. Diese Schritte sollten daher in Zusammenarbeit mit einer allergologisch geschulten Ernährungsfachkraft erfolgen, die darauf achtet, dass trotz eingeschränkter Lebensmittelauswahl keine Nährstoffdefizite auftreten. Die Bestimmung von IgG im Blut oder das Austesten verdächtiger Lebensmittel mit Hilfe der Kinesiologie oder der Bioresonanz-Methode sind dagegen überflüssig. Wissenschaftliche Studien konnten die Wirksamkeit bislang nicht nachweisen.