Alte Medikamente nicht in den Abfluss |
Transdermale therapeutische Systeme werden mit den Klebeflächen aufeinander zusammengeklebt. Auch benutzte Pflaster enthalten noch den Wirkstoff in hoher Konzentration, deshalb darf man nur mit Handschuhen arbeiten. Manche Firmen wie Hexal und Medac liefern eine stark klebende Entsorgungsfolie als Service für die Patienten gleich mit. Das benutzte und zusammengeklebte Pflaster steckt man in den Folienbeutel und drückt diesen zusammen. So haben weder Kinder noch Drogenabhängige die Möglichkeit, an den Inhalt zu gelangen.
Feste Peroralia löst oder suspendiert man am besten in Wasser, Kapseln öffnet man vorher besser. Die Flüssigkeit kann man ebenso wie betäubungsmittelhaltige Ampullen oder Tropfen auf Zellstoff gießen und so in der Tonne entsorgen. Auch Inkontinenzmaterial eignet sich aufgrund seiner hohen Saugfähigkeit sehr gut für diesen Zweck.
Bei der Entsorgung von Tabletten und Kapseln müssen Klinken, Praxen oder Heime die abfallrechtlichen Bestimmungen der Länder und Kommunen einhalten, die sich an der »Richtlinie über die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes« der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall orientieren. Haushaltsübliche Mengen können sie in der grauen Tonne entsorgen. Die Betreiber haften bei Schäden infolge einer missbräuchlichen Verwendung der entsorgten Medikamente. Daher sollten sie diese sicher vor fremdem Zugriff aufbewahren. Das müssen auch Apotheken beachten, die Altmedikamente entgegennehmen.
In den letzten Monaten ist eine neue Frage zur Entsorgung aufgetaucht, die überlagerte Impfstoffe aus den Corona-Impfzentren betrifft. Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist kein besonderer Umgang mit Abfällen dieser Art erforderlich, weil die Impfstoffe aus nicht vermehrungsfähigen Viren bestehen. Sie können also ohne besondere Vorbehandlung zum Restmüll gegeben werden.
Seit dem Jahr 2019 müssen die Beipackzettel der Arzneimittel eine Information über die Entsorgung für den Verbraucher enthalten: »Entsorgen Sie Arzneimittel niemals über das Abwasser (zum Beispiel nicht über die Toilette oder das Waschbecken). Fragen Sie in Ihrer Apotheke, wie das Arzneimittel zu entsorgen ist, wenn Sie es nicht mehr verwenden. Sie tragen damit zum Schutz der Umwelt bei.«
Die beste und sicherste Lösung für die Entsorgung von Altarzneien wäre die Wiedereinführung des Rücknahmesystems über die Apotheken. Dieses gab es zwischen den Jahren 1994 und 2009 schon einmal, es scheiterte daran, dass sich die pharmazeutische Industrie aus der Finanzierung zurückgezogen hat. Heute zeigen Länder wie zum Beispiel Spanien, dass es doch funktionieren kann. Dort arbeiten Apotheker, Hersteller und Pharmagroßhändler zusammen. Auch in Deutschland haben viele Apotheken den Service beibehalten und nehmen auf freiwilliger Basis alte Medikamente ihrer Kunden entgegen. Sie übergeben sie zum Beispiel an Entsorgungsunternehmen, die sie dann in zugelassenen Anlagen verbrennen. In Berlin können sie zum Beispiel die kostenpflichtige Medi-Tonne beim kommunalen Entsorger bestellen, in die Blister, Tuben und Flaschen ohne Umkartons und Beipackzettel dürfen. Ein Müllheizkraftwerk verbrennt den Inhalt und liefert den gewonnenen Heißdampf an Verbraucher. In Leipzig haben die Apotheker die Möglichkeit, von ihren Kunden zurückgebrachte Medikamente kostenfrei an die Stadtreinigung zu übergeben. Der Hausmüll der sächsischen Großstadt wird nicht verbrannt, sondern im Entsorgungszentrum sortiert, biologisch behandelt und anschließend verwertet. Die Stadtreinigung möchte der Umwelt zuliebe Altarzneien nicht auf der Deponie lagern und hat im Jahr 2011 die Apotheken gebeten, Altmedikamente für die Verbrennung zu sammeln. 90 Prozent der örtlichen Apotheken beteiligen sich an diesem Rücknahmesystem. Seit dem Jahr 2018 macht ein vom Leipziger Umweltbund »Ökolöwe« entwickelter Aufkleber an der Apothekentür auf den Service aufmerksam und brachte sofort eine Erhöhung der abgegebenen Müllmenge von fast 12 Prozent.