Antientzündliche Ernährung |
Unser Darm beherbergt 70 Prozent unseres Immunsystems und ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt. Ein gesundes Mikrobiom sowie eine intakte Darmschleimhaut helfen daher, Entzündungsvorgänge auszubremsen. Wie Professor Dr. Fritz Leutmezer, Neurologe am Universitätsklinikum Wien, erläutert, gibt es erste Hinweise darauf, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms bei MS-Patienten deutliche Unterschiede zu der Gesunder aufweist. Vor allem das Buttersäure produzierende Faecalibacterium prausnitzii sei stark reduziert. Forschungsergebnisse legen nahe, dass sich vor allem kurzkettige Fettsäuren, wie Butter- und Propionsäure positiv auf den Verlauf der Multiplen Sklerose auswirken könnte.
Folgende Nahrungsmittel unterstützen die Artenvielfalt im Darm: Mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag gehören täglich auf den Teller; wasserunlösliche aus Vollkornprodukten sowie wasserlösliche aus Gemüse und Obst. Wer bislang ballaststoffarm gegessen hat, sollte die Menge langsam steigern, um den Darm nicht zu überfordern.
Präbiotika wie Inulin oder Oligofructose in Hülsenfrüchten, Chicorée oder Schwarzwurzel ernähren ausschließlich nützliche Darmbakterien. Die wiederum produzieren oben erwähnte kurzkettige Fettsäuren. Probiotika aus milchsauren Produkten wie Joghurt, Kefir oder Sauerkraut dürfen auf dem Speiseplan ebenfalls nicht fehlen.
Rheumatologin Dr. Anne Fleck rät, in Zeiten hoher Krankheitsaktivität vorübergehend vegan zu essen, um Entzündungen schnell einzudämmen. Basis dieses Mix aus veganer und Steinzeiternährung ist viel Gemüse und zuckerarmes Obst kombiniert mit wenig Eiweiß aus Hülsenfrüchten, Geflügel und Fisch. Ist ein Rheumaschub überstanden, sollten magere Milchprodukte wie Joghurt oder Quark als Calcium- und Eiweißlieferanten langsam wieder Einzug halten.
Schon lange als antientzündlich bekannt ist die Mittelmeerküche: Die Lebenserwartung in Spanien, Griechenland und Italien liegt um zwei Jahre höher als im Rest des Kontinentes. Olivenöl schützt durch den hohen Gehalt an einfach ungesättigter Ölsäure sowie antioxidativ wirkenden Polyphenolen vor systemischen Entzündungen.
Auch für die einheimische Schwester, die nordische Ernährung, gibt es eine klare Verzehrempfehlung: Kohlgemüse haben sekundäre Pflanzenstoffe im Gepäck, Kaltwasserfische aus Nordsee oder Atlantik punkten mit höherem n-3-Gehalt als ihre Artgenossen aus dem Mittelmeer. Und Öle aus heimischem Lein und Raps sind im Vergleich zum mediterranen Olivenöl um einiges reicher an Alpha-Linolensäure.