Arzneimittel im Wasser |
Trinkwasser wird in Deutschland aus Oberflächenwasser und Grundwasser gewonnen. Bis auf wenige Ausnahmen können Arzneistoffe in mehreren Reinigungsstufen oxidativ und absorptiv entfernt werden. Mit zunehmender Belastung der Wasserressourcen wird dieser Prozess immer aufwendiger. Der Branchenverband der Gas- und Wasserwirtschaft DVGW hat die Mikroverunreinigungen aufgelistet, die nachweislich die Trinkwasserqualität gefährden und deren Eintrag in die Gewässer dringend gestoppt werden muss. Neben Pestiziden, Bioziden und Industriechemikalien sind das vor allem die Röntgenkontrastmittel Iopamidol und Amidotrizoesäure und die Arzneistoffe Valsartan (aber auch alle anderen Sartane), Gabapentin, Allopurinol, Diclofenac und Metamizol.
Von der Politik fordert der Verein eine Pharmastrategie zum Schutz der Gewässer. Diese müsste sowohl die Erforschung umweltverträglicher Arzneistoffe als auch die Berücksichtigung ihrer Umweltwirkungen im Zulassungsverfahren beinhalten. Krankenhäuser, Ärzte und Patienten sollten über eine umweltschonendere Anwendung von Arzneimitteln aufgeklärt werden. Auch die Trinkwassertoxikologen des Umweltbundesamtes warnen bereits seit Jahren davor, dass es unverantwortlich wäre zu warten, bis erste Gesundheitsschäden durch belastetes Trinkwasser nachweisbar sind.
Neben der Verringerung der Einträge ins Abwasser würde eine Aufrüstung der Klärwerke das Problem verkleinern. Diese müsste flächendeckend erfolgen, weil die Haupteintragsmenge an Arzneimitteln aus den privaten Haushalten stammt und nicht, wie man glauben könnte, aus Pflegeheimen und Krankenhäusern. Die Schweiz macht es bereits seit Jahren vor und reinigt ihre Abwässer zusätzlich mit einer vierten Reinigungsstufe. Nanofilter, Ozon, UV-Strahlung und Aktivkohle können tatsächlich die Arzneimittelrückstände aus dem Abwasser entfernen, verursachen aber zusätzliche Kosten. Für Deutschland würden jährlich 1,2 Milliarden Euro benötigt, die die Abwassergebühren um rund 15 Prozent verteuern würden.