| Caroline Wendt |
| 31.10.2025 16:00 Uhr |
Die veränderten körperlichen Gegebenheiten sind auch bei einigen Arzneiformen von Bedeutung, weiß Laurentius zu berichten, so etwa bei den transdermalen Systemen: »Schmerzpflaster sind eigentlich sehr gut, da sie den Wirkstoff kontinuierlich abgeben – aber mangelernährte Patienten haben oft zu wenig Unterhautfettgewebe«, erklärt die Expertin. Somit könne der Wirkstoff nicht ausreichend aus dem Pflaster resorbiert werden.
Auch bei Patienten mit einem schwankenden Volumenhaushalt kann ein Schmerzpflaster unter Umständen nicht die geeignete Therapieform sein: Ist die Haut aufgrund einer unzureichenden Hydrierung schlecht durchblutet, wird der Wirkstoff möglicherweise nur unzureichend resorbiert. Eine individuelle Dosisanpassung kann zudem in Phasen starker Hitze erforderlich sein, da hohe Außentemperaturen die Wirkstofffreisetzung aus dem Pflaster beschleunigen und somit zu einer Überdosierung führen können.
Tropfen und Säfte werden in der Regel als gut einzunehmen eingeschätzt. Doch viele dieser Zubereitungen sind extrem bitter – beispielsweise Metamizol. »Hier muss der Patient gefragt werden, ob er das akzeptieren kann«, so Laurentius.
Ein weiteres Problem flüssiger Arzneiformen: Sie sind häufig mit kindersicheren Verschlüssen versehen. »Diese Verschlüsse sind absolut sinnvoll, aber man muss schauen, ob der Patient in der Lage ist, die Flasche auch allein zu öffnen«, erklärt Laurentius. Ein Hilfsmittel wie ein Flaschenöffner-Hilfsmittel (zum Beispiel Tenura® Anti-Rutsch-Flaschenöffner) kann in solchen Fällen helfen.
Gleiches gilt für Augentropfen oder Asthmasprays: Tropfhilfen (wie Autodrop™) oder Spacer können unter Umständen einen entscheidenden Unterschied machen. »Hier muss man sich wirklich mal gemeinsam Zeit nehmen und mit dem Patienten besprechen, mit welchem Device er zurechtkommt«, so die Ärztin. Auch gezieltes Nachfragen, ob die Handhabung funktioniert, sei wichtig.
Für viele Senioren sind einmal wöchentlich vorbereitete Wochendosetts eine Erleichterung. / © Adobe Stock/Daisy Daisy
Und die gute alte Tablette? Hier lohnt es sich ebenfalls, genau hinzuschauen. So haben beispielsweise Patienten mit Mundtrockenheit Probleme beim Schlucken. Sind die Tabletten zu klein, kann es allerdings ebenfalls schwierig sein – beim Sehen und Greifen, insbesondere dann, wenn die Tabletten vorher noch halbiert werden müssen.
Hilfreich sind in vielen Fällen Wochendosetts, bei denen die Patienten selbst, Angehörige oder Pflegekräfte die Tabletten für eine Woche richten, so Laurentius. Schwierig ist hier allerdings die Handhabung mit Betäubungsmitteln, die aus Stabilitätsgründen und aus Gründen der (Kinder-)Sicherheit nicht vor der Einnahme aus ihrem Blister entnommen werden sollten. »Da muss man dann individuell schauen, wie man das macht«, sagt Laurentius. Eine Lösung sei beispielsweise, einen Erinnerungsaufkleber auf dem Dosett anzubringen. Wenn das nicht funktioniert, könne es auch sinnvoll sein, die Medikamente durch die Apotheke richten zu lassen.
Digitale Anwendungen zur Erinnerung an die Tabletteneinnahme steht Laurentius differenziert gegenüber: »Auch wenn viele Senioren inzwischen sehr geübt im Umgang mit dem Smartphone sind, haben sie dennoch oft das Handy nicht permanent zur Hand«, erklärt sie. Liegt das Gerät beispielsweise gerade in einem anderen Raum und wird daher nicht gehört, hilft auch die beste Erinnerungs-App nichts. Daher müsse genau geschaut werden, für wen sich eine solche Anwendung eigne. Einige Anwendungen lassen sich allerdings mit dem Hausnotrufsystem koppeln. Diese intelligenten Systeme kombinieren den Notrufknopf mit Funktionen wie der Erinnerung für die Tabletteneinnahme oder der Trinkerinnerung (zum Beispiel Caru Care oder KUUS.S2, AlmaPhil). »Die Patienten tragen dann nur eine Uhr, die alles regelt«, so Laurentius.