| Caroline Wendt |
| 31.10.2025 16:00 Uhr |
»Das Schöne bei unseren älteren Patienten ist, dass sie meist eine Stammapotheke haben«, lobt Laurentius. »Man kennt sich«, und PTA sowie Apotheker können in vielen Fällen auf ihr Bauchgefühl vertrauen. Spricht der Patient weniger oder undeutlicher als üblich, wirkt er verwirrt oder stolpert er gar fast in die Apotheke hinein, lohnt es sich in jedem Fall, die Person darauf anzusprechen: »Ich kenne Sie anders – fühlen Sie sich gerade schlecht oder krank?« Oft helfe auch ein Blick in die Stammdaten, ob das neu verordnete Medikament vom Facharzt ein Interaktionspotenzial mit einem anderen Arzneimittel auf der Liste hat. »Die meisten Hausärzte sind total dankbar, wenn sie aus der Apotheke einen Hinweis bekommen«, so die Medizinerin.
Vertrauliches Gespräch: In der Stammapotheke erkennen PTA und Apotheker oft früh, wenn es einem langjährigen Patienten nicht gut geht. / © Getty Images/Morsa Images
Und gerade beim schwierigen Thema der freiverkäuflichen Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel kommt es mitunter vor, dass Patienten den Apothekenmitarbeitern eher etwas anvertrauen als dem Haus- oder Klinikarzt, berichtet die Oberärztin. »Hier lohnt es sich, ganz gezielt nachzufragen«, betont die Medizinerin – auch nach Präparaten, die sich die Patienten gegebenenfalls in der Drogerie gekauft haben oder von Angehörigen mitbringen ließen. »Das geht sonst leicht vergessen«, so Laurentius. Insbesondere bei Johanniskraut mit seinen zahlreichen Wechselwirkungen oder Ginkgo, das die Blutungsneigung verstärken kann, ist es sinnvoll, nachzuhaken.
Laurentius ist der festen Überzeugung: Ohne Apotheken geht es nicht. »Ich bin immer dankbar, wenn meinen Stationsapothekern etwas auffällt«, betont sie. »Wir sind gemeinsame Player im Gesundheitswesen.« Eine gute Betreuung der Patienten sei nur zusammen möglich: »Wir können es nur gemeinsam – und wir machen es auch gerne gemeinsam.«
»Cannabis ist kein Allheilmittel, kann aber durchaus in einem gemeinsamen multiprofessionellen Konzept von Nutzen sein«, erklärt die Ärztin. Es ist nicht für alle Formen von Schmerzen geeignet und wird in der Regel nur von spezialisierten Schmerztherapeuten verordnet.
Doch wie bei anderen Präparaten gilt auch hier: Wechsel- und Nebenwirkungen sind möglich. »Bei chronischen Schmerzen hat Cannabis seinen Stellenwert und kann gegebenenfalls sogar dabei helfen, die Dosierung anderer Medikamente zu verringern – allerdings muss man da sehr genau hinsehen und prüfen.«
Zu freiverkäuflichem Cannabidiol (CBD-Öl), das beispielsweise bei Arthroseschmerzen helfen soll, gibt es hingegen keine doppelblind-randomisierten Studien.
Auch bei der Anwendung von Dronabinol in niedriger Dosierung bei Mangelernährung oder Appetitminderung ist die Studienlage eher heterogen. »Es kann leicht überdosiert werden und zu Verwirrtheitszuständen führen«, so Laurentius.