Auf eine Autoimmunerkrankung folgt die nächste |
Juliane Brüggen |
27.09.2023 10:30 Uhr |
Auch nicht-endokrine Autoimmunerkrankungen wie Vitiligo können mit einem APS einhergehen. / Foto: Getty Images/MarijaRadovic
»Erkranken mindestens zwei endokrine Organe aufgrund autoimmuner Prozesse, wird das als autoimmunes polyglanduläres Syndrom (APS) bezeichnet«, so Professor Dr. Karsten Müssig, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken. Endokrin heißt hormonproduzierend und meint Drüsenzellen oder Organe wie die Schilddrüse. Meist treten APS im Erwachsenenalter auf, dann häufiger bei Frauen als bei Männern. Insgesamt gehöre das APS aber zu den seltenen Erkrankungen, so Müssig. Genaue Zahlen für Deutschland fehlten jedoch.
Am häufigsten tritt die Kombination von Typ-1-Diabetes mit einer Autoimmunkrankheit der Schilddrüse auf – entweder Hashimoto-Thyreoiditis, einhergehend mit einer Unterfunktion, oder – seltener – Morbus Basedow, zu erkennen an einer Überfunktion. »Das bedeutet, wer an einer der beiden Krankheiten [Anm. der Red.: Typ-1-Diabetes oder Autoimmunerkrankung der Schilddrüse] leidet, hat ein erhöhtes Risiko, im Lauf seines Lebens auch an der anderen und vielleicht noch an weiteren Störungen zu erkranken«, so Müssig. Ein Typ-1-Diabetiker hat ihm zufolge ein etwa doppelt so hohes Risiko an einer Hashimoto-Thyreoiditis zu erkranken als ein Nicht-Diabetiker.
Gefährlich wird es, wenn neben Typ-1-Diabetes eine autoimmun vermittelte Erkrankung der Nebennierenrinde, Morbus Addison, auftritt. Diese führt zu einem Mangel an Cortisol. Es kann daraufhin zu starken Unterzuckerungen bis hin zu einer lebensbedrohlichen Addison-Krise kommen. »Deshalb ist es so wichtig, diese Erkrankungen auf dem Schirm zu haben«, betonte der Endokrinologe und Diabetologe, besonders bei wiederholt auftretenden Unterzuckerungen. Vorsorglich könne das Blut dann auf Autoantikörper gegen die Schilddrüse und Nebennierenrinde untersucht werden.