Wieder frei durchatmen |
Wichtige Hohlräume
Oberer und mittlerer Nasengang sind über kleine Kanäle mit den Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) verbunden. Bei den Nasennebenhöhlen handelt es sich um mit Flimmerepithel ausgekleidete, luftgefüllte Hohlräume im Gesichtsschädel. Man unterscheidet Stirnhöhlen, Kieferhöhlen, Siebbeinhöhlen und Keilbeinhöhlen. Ihre funktionelle Bedeutung ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass die Nasennebenhöhlen sich im Verlauf der Evolution entwickelt haben, um den stark angewachsenen, schweren Schädel leichter zu machen. Fest steht, dass sie eine wichtige funktionelle Bedeutung haben: Gemeinsam mit den Nasenhaupthöhlen klimatisieren sie die Atemluft und bereiten sie so optimal auf den Eintritt in die Lunge vor.
Abschwellend wirksam
In der Erkältungszeit klagen viele Apothekenkunden über eine verstopfte oder laufende Nase. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als endlich wieder frei durchatmen zu können. Die Übeltäter der akuten Rhinitis, also der entzündeten und angeschwollenen nasalen Mukosa, sind schnell ausgemacht: Es handelt sich überwiegend um Erkältungsviren. Dekongestiva wirken dann zuverlässig abschwellend und damit beschwerdelindernd bei Stock- und Fließschnupfen. Eine altbewährte Option sind topische α-Sympathomimetika in Form von Tropfen oder Sprays wie Xylometazolin (wie in Olynth®, Otriven®, Hysan® Schnupfenspray; auch in Kombination mit pflegendem Dexpanthenol wie in Nasic®), Oxymetazolin (wie Nasivin®) oder Tramazolin (zum Beispiel Rhinospray®).
PTA und Apotheker sollten Kunden zur Wahl eines Benzalkoniumchlorid-freien Präparates raten, da das Konservierungsmittel nachgewiesenermaßen die Zilientätigkeit des Flimmerepithels beeinträchtigt und damit zu einer Verschlechterung der Reinigungsleistung führt. Um einen Rebound-Effekt zu vermeiden und damit einem dauerhaften Anschwellen der Nasenschleimhaut, einer Rhinitis medicamentosa, vorzubeugen, darf im Beratungsgespräch nicht versäumt werden, auf die begrenzte Anwendungsdauer von maximal sieben bis zehn Tagen hinzuweisen.
Bei akuter Rhinitis, Rhinosinusitis:
Bei Rhinitis sicca:
Wasser-Entzug
Eine gut verträgliche Alternative ohne Gewöhnungseffekt bieten etwa Nasalia mit hypertoner Salzlösung (zum Beispiel Hysan® Salinspray, Rhinomer®plus). Sie entziehen dem Gewebe osmotisch Wasser und wirken so dekongestiv. Ebenso wirken auch Sprays mit einer Glycerol-Lösung, die stärker als Meerwasser osmotisch aktiv sein soll (wie Emser® Sinusitis Spray).
Auch Extrakte ätherischer Öle von Eukalyptus, Pfefferminze oder Thymian sowie daraus isolierte Reinsubstanzen wie Cineol, Campher oder Menthol helfen verschnupften Nasen. Unmittelbar nach der Applikation erzeugen sie ein Frischegefühl. Darüber hinaus lassen sie die Schleimhäute abschwellen und scheinen die Aktivität der Flimmerhärchen zu unterstützen. Sie stehen allein (etwa Wick® Inhalierstift N) oder in Kombination mit α-Sympathomimetika (wie Rhinospray® plus, Wick® Sinex) sowie pflegenden Substanzen, darunter Meerwasser und/oder Dexpanthenol (wie Aspecton® Nasenspray, Otriven® Meerwasser mit Eukalyptus, Rinupret®) zur Verfügung.
Relativ neu ist ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Carragelose® aus Rotalgen (Algovir®). Es wird bei den ersten Erkältungssymptomen eingesetzt und soll Viren vor dem Eindringen in die Zellen der Nasenschleimhaut abfangen. So könne der Ausbruch einer Infektion verhindert beziehungsweise die Erkältungsphase verkürzt werden, schreibt der Hersteller.
Geschwollene Schleimhaut
Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) erwächst in der Regel aus einer akuten Rhinitis und ist damit primär viral, selten bakteriell bedingt. Vermutlich ist ein Übergreifen auf die Nebenhöhlen sogar die Regel, weshalb Experten gerne von einer Rhinosinusitis sprechen. Die angeschwollenen nasalen Schleimhäute verstopfen dabei auch die Verbindungskanäle zwischen Haupt- und Nebenhöhlen. Das Sekret der Nebenhöhlen kann nicht mehr abfließen, staut und entzündet sich schließlich.
Eine Rhinosinusitis geht mit einem starken Gefühl der Abgeschlagenheit einher, einer erschwerten Nasenatmung sowie einem gestörten Geruchssinn. Typisch sind außerdem ein Sekretabfluss in den Rachen, gelegentliches Fieber sowie ausgeprägte Kopf- und Gesichtsschmerzen, die sich beim Drücken auf die betroffenen Stellen, vor allem aber beim Bücken oder bei Erschütterungen, verstärken.
Eine akute Sinusitis ist nach etwa zwei bis vier Wochen überstanden. Halten die Symptome über mehr als zwölf Wochen an, handelt es sich um einen chronischen Krankheitsverlauf.
PTA und Apotheker können Sinusitis-geplagten Patienten zur Einnahme des gut untersuchten patentierten Mischextrakts aus Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten, Ampferkraut, Holunderblüten und Eisenkraut (Sinupret® extract) raten. Dies deckt sich mit den Empfehlungen der aktuellen Leitlinie zur Rhinosinusitis-Therapie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Die Autoren empfehlen außerdem den Einsatz sekretolytisch und antientzündlich wirksamer definierter Eukalyptusextrakte (wie in Soledum®, Gelomyrtol®forte). Zudem befürworten sie die lokale Anwendung und Dampfinhalation isotoner Kochsalzlösung bei akuter Rhinosinusitis beziehungsweise hypertoner Salzlösungen bei chronischer Rhinosinusitis. Für den kurzzeitigen Einsatz können dazu topische α-Sympathomimetika eingesetzt werden.
Gutartige Wucherungen
Nasenpolypen sind gutartige Gewebswucherungen der Nasenschleimhaut. Sie haben ihren Ursprung in den Nasennebenhöhlen und wachsen von hier aus in die Haupthöhlen ein. Dabei können sie bis zu mehrere Zentimeter groß werden und die Nasenatmung stark einschränken. Die verminderte Sauerstoffzufuhr macht Betroffene müde, schlapp und anfälliger für Infekte. Durch die verstärkte Mundatmung trocknet die Mundschleimhaut aus und begünstigt so das Wachstum von Bakterien: Mundgeruch entsteht. Durch das Ausbleiben der Nasenatmung wird die Atemluft nur ungenügend erwärmt, befeuchtet und von Schmutzteilchen befreit. Dies macht es pathogenen Erregern leichter, die unteren Atemwege zu infizieren. In der Folge leiden Patienten mit Nasenpolypen häufiger zusätzlich an Kehlkopf- und Bronchialerkrankungen.