PTA-Forum online
Weltweit und überall

Bakterio- und Virophagen

Viren führen kein eigenes Leben, sondern sind auf einen Wirt angewiesen, dessen Vermehrungszyklus sie benutzen. Das muss nicht unbedingt ein höheres Lebewesen sein. Selbst wenn dieser Wirt mikroskopisch klein ist, funktioniert ihre Strategie. Und auch vor ihren eigenen Artgenossen machen sie nicht halt.
Edith Schettler
03.11.2021  09:00 Uhr

Spezifische Phagen

Im Gegensatz zu Georgien und anderen osteuropäischen Ländern ist in Deutschland noch kein Phagenprodukt auf dem Markt. Wissenschaftler der Universität Münster forschen gemeinsam mit der Firma HyPharm GmbH an Phagen, die den Krankenhauskeim Staphylococcus aureus angreifen. Unter dem Dach der beiden Arbeitsgruppen Phage4Cure und PhagoFlow arbeiten namhafte deutsche Forschungsinstitute, so unter anderem die Charité, das Leibniz- und das Fraunhofer-Institut an der Entwicklung von Arzneimitteln auf der Basis von Bakteriophagen, deren Wirt Pseudomonas aeruginosa ist. Sie setzen vor allem auf die Züchtung spezifischer Phagen.

Ganz ohne Probleme und Nebenwirkungen ist die Therapie mit Phagen nicht, vor allem die Bakterientoxine, die bei der Zerstörung durch die Phagen frei werden, verursachen Fiebersymptome bis hin zum toxischen Schock. Temperente Phagen sind für die Therapie ungeeignet, denn sie können bei ihrer Vermehrung bakterielles Erbgut mitschleppen und damit Antibiotikaresistenzen verbreiten. Sowohl die Bakterien als auch der Mensch können eine Immunität gegen die Phagen aufbauen.

Auch die Molekularbiologie verwendet modifizierte Phagen zur Herstellung von Arzneistoffen. So beruht der monoklonale Antikörper Adalimumab (Humira®) auf der Verwendung eines speziell auf das Andocken am menschlichen Tumornekrosefaktor TNF-α gezüchteten Phagen.

Phagen im Menschen

Wo Bakterien sind, sind Phagen also nicht weit. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auch im menschlichen Körper Viren persistieren. Unsere Haut- und Darmflora besteht nicht nur aus Bakterien und Pilzen, sondern auch aus einer Gemeinschaft von Viren, die die der Mikroorganismen zahlenmäßig bei Weitem übertrifft. Am besten untersucht ist das intestinale Virom, wie die Wissenschaftler die Virengemeinschaft in Analogie zum (lebenden) Mikrobiom genannt haben. Viren, zu 90 Prozent Bakteriophagen, bilden Oberflächenstrukturen an der Darmschleimhaut und binden sich vor allem an deren Glykoproteine. Die Nähe der Kolonien zum Immunsystem des Darms ist nicht zufällig, tatsächlich spielen die Viren eine große Rolle für das Darm-Abwehrsystem.

An der Oberfläche der Darm-Mukosa halten sich hoch spezialisierte Phagen auf, die das Darmepithel vor pathogenen Bakterien schützen. Sie sind fest an der Oberfläche der Mukosa verhaftet und entgehen so der Ausscheidung mit dem Darminhalt. In den tieferen Schichten der Mukosa finden sich nur noch wenige Bakterien. Die Kontaktzone zum Darmepithel ist praktisch bakterienfrei. Forscher führen das auf die Aktivität der Bakteriophagen zurück, die sie auch noch in den tiefsten Schichten der Darmschleimhaut nachweisen konnten. Sie betrachten die Gemeinschaft der Phagen als separate, nicht körpereigene Immunbarriere.

Gleichzeitig geben die Phagen an nicht invasive, nützliche Bakterien Informationen weiter, die es ihnen erleichtern, ökologische Nischen im Darm zu besiedeln und pathogene Keime zu verdrängen. So speichern die Viren in ihrem Genom wichtige metabolische Funktionen, wenn die bakterielle Darmflora als Folge einer Antibiotikabehandlung stark dezimiert wird. Sie geben diese Informationen an die nachkommenden Bakteriengenerationen weiter und dienen damit gewissermaßen als genetische Datenbank. Sie können aber auch Antibiotikaresistenz-Gene auf Bakterien übertragen. So stellten Forscher fest, dass während der Dauer einer Antibiotikatherapie die Interaktionen zwischen Phagen und Bakterien besonders hoch sind. Sie konnten nachweisen, dass der Gentransfer durch Bakteriophagen das Entstehen von multiresistenten Keimen begünstigt.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa