Bei Parodontitis leidet der ganze Körper |
Auf der zweiten Therapiestufe geht es darum, die Ursache der Parodontitis zu bekämpfen. Unter lokaler Betäubung entfernt der Zahnarzt die bakteriellen Beläge von den Wurzeloberflächen unterhalb des Zahnfleischsaumes und subgingival in den Zahnfleischtaschen (nicht chirurgische subgingivale Instrumentierung). Bei einem schweren Verlauf (generalisiertes Stadium III) kann die Gabe von Antibiotika, beispielsweise die Kombination aus Amoxicillin und Metronidazol, indiziert sein. Patienten nehmen diese systemisch in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der subgingivalen Reinigung ein. Antibiotika sollen gemäß Leitlinie jedoch nur sparsam eingesetzt werden und sind jungen Hochrisikopatienten mit rascher Progressionsrate vorbehalten.
Systemisch wirksames subantimikrobielles Doxycyclin (SDD), lokale Bisphosphonat-Gele oder die systemische Einnahme von Bisphosphonaten sowie systemische oder lokale nichtsteroidale antiinflammatorische Medikamente sollten nicht zusätzlich zur subgingivalen Instrumentierung verabreicht werden. Die Autoren der Leitlinie sehen dafür genauso wie für Omega-3-PUFAs oder lokal verabreichtes Metformin-Gel keine ausreichende Evidenz. Probiotische Präparate mit Mikroorganismen wie dem Hefestamm Saccharomyces Boulardii (wie in Mikrobiom Flora Kapseln), Streptococcus salivarius K12 (wie in Omni Biotic® Immund, Oralflora®) oder Lactobazillus reuteri prodentis (wie in Gum Periobalance® Lutschtabletten) sollen das orale Mikrobiom unterstützen. Die Leitlinien-Autoren sehen den Nutzen der Produkte nicht ausreichend belegt und empfehlen sie derzeit noch nicht.
Nach einigen Wochen besuchen Patienten erneut die Zahnarztpraxis und der Arzt beurteilt, wie sich die Parodontitis entwickelt hat. Maßnahmen der dritten Therapiestufe (Zahnfleischoperationen) schlagen Zahnärzte vor, wenn trotz Behandlung noch nicht alle Zahnfleischtaschen beseitigt sind. Um subgingivalen Biofilm und Zahnstein auch bei besonders tiefen Zahnfleischtaschen oder im Bereich von anatomisch komplexen Flächen zu erreichen, kann ein chirurgischer Eingriff nötig sein. Unter örtlicher Betäubung reinigt der Zahnarzt die Wurzeloberflächen unter Sicht. Dabei versucht er, alle Bakterienschlupfwinkel zu erfassen. Bei der Behandlung können regenerationsfördernde Medikamente eingebracht werden. Bei einer sehr schlechten Prognose für einzelne Zähne können diese auf jeder Therapiestufe extrahiert werden.