Bei Parodontitis leidet der ganze Körper |
Auf die Behandlung folgt die unterstützende Parodontaltherapie (UPT). Dieses Nachsorgeprogramm ist lebenslang durchzuführen und darauf ausgelegt, das erreichte Behandlungsergebnis aufrechtzuerhalten. Bei regelmäßigen Nachsorgeterminen werden Zähne und Zahnfleisch kontrolliert und professionell gereinigt. Es wird ein Fluoridlack aufgetragen, der die Zähne vor Säureangriffen und Kariesentstehung schützt. Das Praxisteam weist darauf hin, wenn die Mundhygiene an einigen Stellen nicht optimal ist. Wie oft die Termine anstehen, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und dem individuellen Risiko ab. Die PTA kann Patienten ermutigen, regelmäßig an den UPT-Sitzungen teilzunehmen. Diese tragen dazu bei zu verhindern, dass die Erkrankung wiederkehrt und sich die Zerstörung des Zahnhalteapparates fortsetzt. Eine belastende Folge der Krankheit können ästhetische Einbußen sein. Zahnfleischoperationen können möglicherweise Abhilfe schaffen. Pretzl weist zudem auf Epithesen hin. »Dieses künstliche Zahnfleisch kann die durch Parodontitis entstandenen schwarzen Dreiecke oder langen Zahnhälse überdecken.«
Parodontitis ist ein Thema, mit dem sich jeder befassen sollte, da die Mundkrankheit fast jeden treffen kann. Eine gute Mundhygiene beugt vor. »Ohne bakterielle Beläge kann weder eine Gingivitis noch eine Parodontitis entstehen«, sagt Pretzl. Idealerweise lassen Patienten mindestens ein- bis zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen. Dabei werden auch Beläge entfernt, die hartnäckig sind oder an schwer erreichbaren Stellen haften. Die PZR ist eine Privatleistung. Einige gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen jedoch die Vorsorgemaßnahme.
Das persönliche Risiko lässt sich mit Lebensstilmodifikationen reduzieren. So haben Raucher ein bis zu siebenmal höheres Parodontitis-Risiko als Nichtraucher. Damit ist Rauchen einer der am stärksten beeinflussbaren Risikofaktoren für Parodontitis. Inhaltsstoffe des Tabaks schwächen die Abwehrkräfte und beeinträchtigen die Durchblutung. Letzteres kann ein Warnsignal für Zahnfleischprobleme, nämlich das Zahnfleischbluten, verschleiern. Die PTA kann beraten, wie eine Raucherentwöhnung gelingen kann. Einige Arzneimittel können das Parodontitis-Risiko erhöhen, etwa weil sie wie bestimmte Antidepressiva oder Antihistaminika Mundtrockenheit verursachen oder weil sie wie Immunsuppressiva die körpereigenen Abwehrkräfte beeinträchtigen. Nur bedingt beeinflussen lassen sich hormonelle Umstellungen, etwa in der Schwangerschaft, die das Zahnfleisch anfälliger machen können.
Für Menschen, die an Krankheiten wie Diabetes mellitus leiden, ist eine gute metabolische Kontrolle wichtig. Die Expertin der DG PARO weist auf Parodontitis- und Diabetes-Selbsttests hin, die jeder im Internet durchführen kann: https://selbsttest.dgparo.de und www.diabetesstiftung.de/findrisk.
Der Zusammenhang gerade zwischen Diabetes und Parodontitis ist gut untersucht. Inwiefern jedoch körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und Gewichtsreduktion vorbeugen beziehungsweise therapeutisch helfen können, ist noch unklar. Schaden kann eine gesunde Lebensweise jedoch nicht.
Menschen mit Diabetes haben ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Parodontitis. Zu hohe Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäße. Dadurch verschlechtert sich auch im Mundraum die Durchblutung. Die Anfälligkeit für Infektionen ist erhöht und Entzündungen klingen langsamer ab. Bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten können Menschen mit Typ-1-Diabetes bereits im frühen Kindes- und Jugendalter eine Parodontitis entwickeln. Die Beziehung zwischen beiden Krankheiten ist jedoch wechselseitig, da eine Parodontitis auch die Stoffwechseleinstellung bei Diabetes verschlimmern kann. Folgeerkrankungen treten häufiger auf, etwa steigt das Risiko für Nierenerkrankungen um das bis zu 8,5-fache. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ebenfalls erhöht.