Beratung unter anderen Umständen |
Caroline Wendt |
07.04.2025 08:30 Uhr |
In den letzten Wochen vor der Geburt leiden viele Schwangere unter Sodbrennen. Das Baby wird immer größer und die Gebärmutter drückt auf den Magen und andere Organe. Zudem bewirkt Progesteron, dass die Sehnen, Bänder und Muskeln der werdenden Mutter weicher werden. Das kann sich auch im oberen Ringmuskel des Magens bemerkbar machen, der dann nicht mehr perfekt schließt. Er verhindert normalerweise den Rückfluss des Mageninhalts in die Speiseröhre.
Bei leichten Beschwerden kann es helfen, fette oder saure Lebensmittel sowie kohlensäurehaltige Getränke und Kaffee vom Speisezettel zu streichen. Wer häufig nachts Probleme hat, sollte mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen, um den Rückfluss aus dem Magen zu verhindern. Zudem können Kräutertees oder Nahrungsmittel mit viel Stärke wie trockenes Brot, Zwieback oder ein Stück Kartoffel lindernd wirken.
Um die Symptome vorübergehend zu lindern, können Schwangere Aluminium/Magnesium-haltige Schichtgitterantazida, Präparate mit Calciumcarbonat-haltigen oder Alginat-haltige Antazida einnehmen. Unter den Protonenpumpenhemmern ist Omeprazol das am besten untersuchte Mittel, aber auch Pantoprazol kann in der Schwangerschaft verordnet werden.
Die durch Progesteron hervorgerufene Muskelrelaxation betrifft auch den Darm. Das kann die Darmpassagezeit verlängern. Zudem kann die verstärkte Wasserresorption eine Verstopfung (Obstipation) begünstigen. Auch hier sollten die nicht medikamentösen Maßnahmen im Vordergrund stehen. Eine ballaststoffreiche Ernährung, viel (Wasser) trinken und ausreichend Bewegung können dem Darm auf die Sprünge helfen. Zudem sollten die Patientinnen darauf hingewiesen werden, dass seltenere Darmentleerungen nicht automatisch mit einer Verstopfung gleichzusetzen sind.
Führen Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nicht zum Erfolg, können Leinsamen, Flohsamenschalen oder Weizenkleie zum Einsatz kommen. Sie quellen im Darm auf und werden nicht resorbiert und können in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Jedoch müssen die Patientinnen unbedingt darauf achten, ausreichend zu trinken. Helfen diese Quellmittel nicht, können Lactulose oder Macrogol eingenommen werden, auch sie gehören zu den Mitteln der Wahl während der Schwangerschaft.
Erst wenn diese Substanzen keine Besserung bringen, kann der kurzfristige Einsatz von Wirkstoffen wie Bisacodyl, Glycerol Natriumpicosulfat, Glaubersalz sowie rektal Mannitol oder Sorbitol in Betracht gezogen werden. Laxantien sollten nur möglichst kurz und bei schweren Verstopfungen angewendet werden, denn Wasser- und Elektrolytveränderungen können dem Fötus schaden.
Zusammenfassend gilt bei Medikamenten in der Schwangerschaft der Grundsatz: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Im Zweifelsfall ist es keine Schande, eine Patientin an den entsprechenden Facharzt oder die gynäkologische Praxis zu verweisen. Das Vertrauen in die Apotheke wird dadurch nicht geschwächt – im Gegenteil. Es beweist lediglich einen sensiblen und verantwortungsvollen Umgang mit der Arzneimitteltherapie von Schwangeren.