Bereit für die Schwangerschaft |
Vielen Paaren mit Kinderwunsch ist nicht bewusst, dass die Ernährung und der Lebensstil nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die Fruchtbarkeit und die Gesundheit des Kindes beeinflussen können. Gleichzeitig gilt die Kinderwunschzeit als sensible Lebensphase, in der Menschen besonders empfänglich für Lebensstiländerungen sind. Im Beratungsgespräch kann deshalb gut auf die Bedeutung einzelner Faktoren hingewiesen werden, allen voran die Supplementation von Folsäure.
Diese ist notwendig, da sie das Risiko für Neuralrohrdefekte und verschiedene weitere fetale Fehlbildungen wie etwa der Harnwege oder des Magens senkt. Da sich das Neuralrohr bereits zwischen dem 22. und 28. Tag nach der Befruchtung verschließt und Frauen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass sie schwanger sind, wird empfohlen, vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis mit der Einnahme von 400 µg Folsäure zu beginnen. Tipp für die Supplementation mithilfe eines Multivitaminpräparates: explizit darauf achten, dass es mindestens 400 µg Folsäure enthält.
Nach Angaben des Netzwerks »Gesund ins Leben« des Bundeszentrums für Ernährung supplementieren nur 10 bis 34 Prozent der Frauen Folsäure bereits in der Kinderwunschzeit. Ist eine Schwangerschaft ohne Folsäuresupplementierung eingetreten, sollte zu einem Präparat mit 800 µg Folsäure geraten werden.
Gewichtsanpassungen innerhalb einer Schwangerschaft sind schwer umzusetzen. Bekannt ist jedoch, dass sowohl Über- als auch Untergewicht Frühgeburten begünstigen können. Frauen mit Übergewicht entwickeln zudem häufiger einen Schwangerschaftsdiabetes, die Kinder untergewichtiger Frauen sind öfter kleiner und leichter. Gynäkologen raten deshalb, bereits in der Kinderwunschzeit einen BMI zwischen 19 und 24 kg/m2 anzustreben. Frauen sollten sich dabei an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientieren.
Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin in der Schwangerschaft ist für die meisten Frauen selbstverständlich. Dass es jedoch sinnvoll ist, schon in der Planungsphase mit dem Rauchen aufzuhören, ist weniger bekannt. Rauchen – aktiv und passiv – verschlechtert die Hormonproduktion in den Eierstöcken und regt die Bildung männlicher Hormone an. Die Folge können Zyklusunregelmäßigkeiten, Störungen in der Eizellreifung oder eine Verstärkung eines Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCO-Syndrom) sein. Die Gebärmutterschleimhaut wird schlechter aufgebaut, die Einnistung einer befruchteten Eizelle dadurch erschwert. Rauchen kann DNA-Schäden in den Chromosomen der Eizellen verursachen, die zu einer höheren Rate von Fehlgeburten führen oder die Befruchtung verhindern. Auch das Risiko für Eileiter-Schwangerschaften ist bei Raucherinnen erhöht, da die Giftstoffe im Rauch die Beweglichkeit der Flimmerhärchen in den Eileitern verringern.
Ebenfalls wichtig ist ein Blick in den Impfpass und das Auffrischen beziehungsweise Nachholen notwendiger Impfungen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, gegen Masern, Röteln, Varizellen bei seronegativen Frauen, gegen Tetanus, Diphtherie und Polio sowie Covid-19 bereits in der Kinderwunschzeit sowie gegen Influenza und Pertussis während der Schwangerschaft zu impfen. Zwischen einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff (Masern, Röteln, Varizellen) und dem Eintritt einer Schwangerschaft sollte ein Abstand von einem Monat eingehalten werden. Dieser gilt als »Sicherheitspuffer« – wobei zu erwähnen ist, dass bislang keine fetalen Schädigungen bekannt sind, die bei Unterschreitung dieses Zeitraums aufgetreten wären. Die Pertussis-Impfung sollte unabhängig vom letzten Impfdatum aufgefrischt werden, um den Nestschutz des Neugeborenen zu erhöhen. Zum Schutz des Neugeborenen sollten auch werdende Väter sowie andere nahe Bezugspersonen ihren Impfschutz überprüfen lassen.
Eine Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt kann Problemen in der Schwangerschaft vorbeugen. Denn eine unbehandelte Parodontitis erhöht das Risiko einer Frühgeburt oder eines niedrigen Geburtsgewichts beim Kind. Ist das Baby geboren, können Eltern mit unbehandelter Karies die Bakterien an ihr Kind weitergeben, wodurch das Kariesrisiko des Kindes steigt.
Trotz idealer Voraussetzungen und bester Vorbereitung kann eine Schwangerschaft auf sich warten lassen. Für Paare kann diese Erfahrung mit Enttäuschung und Frustration verbunden sein, aus medizinischer Sicht besteht für Frauen unter 35 Jahren im ersten Jahr kein Grund zur Sorge. Ist die Frau älter als 35 Jahre, kann bereits nach einem halben Jahr erfolglosen »Probierens« eine medizinische Abklärung durchgeführt werden.
Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch betreffen Männer und Frauen in gleichem Ausmaß. Bei 30 Prozent der Paare liegen zudem bei beiden Partnern Faktoren vor, die dem Kinderwunsch entgegenstehen. In der Regel sind diese vorübergehend oder behandelbar. Bei Frauen finden sich besonders häufig hormonelle Ungleichgewichte, die eine Funktionsstörung der Eierstöcke oder eine Störung der Eizellreifung zur Folge haben. Erstes Anzeichen dafür können übermäßig lange Zyklen oder das Ausbleiben des Temperaturanstiegs in der zweiten Zyklushälfte sein. Mit einer medikamentösen Behandlung kann der Kinderwunsch oft erfolgreich umgesetzt werden.