Blutgerinnsel nach Covid-19 häufiger |
Blutgerinnsel stellen somit einen kritischen Teil des Krankheitsbildes von Covid-19 dar. Voraussetzung dafür, hier gezielt vorbeugen beziehungsweise behandeln zu können, ist es, die Entstehung der Covid-19-Thromben zu verstehen. Schon früh vermuteten Ärzte einen Zusammenhang der übermäßigen Gerinnbarkeit des Blutes mit den schweren Entzündungsreaktionen im Köper der Patienten.
Möglicherweise spielt dabei der Zytokinsturm eine ausschlaggebende Rolle, den Ärzte vor allem bei schweren Verläufen beobachten. Bei dieser Hochregulation des Immunsystems schüttet der Organismus unkontrolliert Antikörper aus. Diese Antikörper gegen SARS-CoV-2 scheinen auch an Thrombozyten binden zu können. Durch die Bindung lösen sie komplexe Veränderungen der Blutplättchen aus. Bei einigen führt das zum Zelltod (Apoptose). Andere wiederum schütten verstärkt gerinnungsfördernde Faktoren aus und verändern ihre Oberfläche so, dass das Risiko für Gerinnsel steigt. Das könnte auch erklären, warum die Thrombosegefahr mit der Schwere des Krankheitsverlaufs und der Stärke der Immunreaktion zunimmt.
Eine andere Theorie, wie bei einer Covid-19-Erkrankung verstärkt Blutgerinnsel entstehen könnten, basiert darauf, dass SARS-CoV-2 die innere Haut der Gefäße, das sogenannte Endothel, schädigen kann. Das Endothel kleidet das Gefäßinnere aus und erfüllt eine wichtige Schutzfunktion. Seine Zellen können Gerinnungsfaktoren produzieren und spielen bei Entzündungsprozessen eine wichtige Rolle. Sie unterstützen die Bildung neuer Gefäße und regulieren den Stoffaustausch zwischen Gefäß und Gewebe sowie die Gefäßweite, was den Blutdruck beeinflusst.
Eine Störung des Endothels kann schwerwiegende Folgen für den Körper haben. Sie gilt als eine mögliche Ursache für Arteriosklerose, die wiederum zu Gefäßverstopfungen mit sich bringen kann und dadurch das Risiko von Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Patienten, deren Endothel durch Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Herzschwäche bereits geschädigt ist, haben auch ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe beziehungsweise Komplikationen bei einer Covid-19-Erkrankung.
Die zentrale Rolle einer Endothelschädigung besondere bei schweren Verläufen haben Forscher auch schon zu Beginn der Pandemie festgestellt und entzündliche Veränderungen der Gefäßwände als Auslöser für verschiedene Komplikationen erkannt. Die Endothelschäden lösen wohl hauptsächlich Virus-Proteine aus, die für das Virus nicht strukturell sind. Einige dieser Proteine stören nicht nur die Endothel-Barriere, sie sorgen auch dafür, dass der für die Blutgerinnung wichtige von-Willebrand-Faktors (vWF) vermehrt ausgeschüttet wird sowie für die Zytokin-Freisetzung. Blutgerinnsel und Veränderungen der Blutgefäße können die Folge sein.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.