Candida auris – vom Ohr in die Welt |
Barbara Döring |
23.07.2024 12:00 Uhr |
Seitdem Candida auris erstmals 2009 in Japan beschrieben wurde, haben die Fallzahlen weltweit kontinuierlich zugenommen. Die meisten Erkrankungen wurden bislang in den USA registriert, wo der Pilz erstmals im Jahr 2016 auftrat. Den Centers of Disease Control and Prevention (CDC) wurden im Jahr 2022 2377 klinische Fälle und 5754 Screening-Fälle gemeldet, also Fälle, bei denen der Abstrich positiv war, ohne dass Symptome vorlagen.
In Europa gab es von 2013 bis 2021 rund 1800 gemeldete Candida-auris-Infektionen, die meisten in Spanien, Italien und Großbritannien. Bei der Mehrheit der Patienten waren die Pilzbesiedelungen harmlos, bei einem Viertel kam es jedoch zu Blutvergiftungen oder anderen bedrohlichen Infektionen. 2015/16 ereignete sich der in Europa bislang größte Ausbruch an einem Krankenhaus in London, wo sich innerhalb von 16 Monaten 50 Patienten infizierten.
In Deutschland wurde der Hefepilz erstmals im Jahr 2015 nachgewiesen. Die Fallzahlen waren bis Ende 2022 auf niedrigem Niveau. Zwischen 2015 und 2022 erfasste das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) in Jena insgesamt 39 Fälle, in den Jahren 2021 und 2022 waren es jeweils zwölf. Die Patienten hatten den Pilz von Reisen in Risikogebiete mitgebracht, nur in einem Fall war er im Krankenhaus von Mensch zu Mensch übertragen worden.
In 2023 wurde bei 77 Patienten Candida auris nachgewiesen, mehr als dreimal so häufig wie in den beiden Vorjahren. Die Zunahme ist vor allem auf drei Ausbruchsgeschehen zurückzuführen. Bei 58 Patienten handelte es sich um eine Kolonisation, bei 13 Patienten kam es zu einer Infektion. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Wund- und Gewebsinfektionen, gefolgt von Blut- und katheterassoziierten Infektionen sowie Protheseninfekten. In sechs Fällen blieb der Status unklar. Experten rechnen auch hierzulande mit einer Zunahme der Krankheitsfälle.
Candida auris besiedelt Haut und Schleimhäute und kann also zahlreiche Körperstellen befallen, etwa Hände, Nase, Achseln, Leisten und Rachen. Der Hefepilz ist zudem in der Lage, sich in Harn- und Atemwegen, im Darm oder in Wunden anzusiedeln. Gelangt der Erreger über Verletzungen in den Blutstrom, besteht die Gefahr einer lebensgefährlichen Sepsis. Die Infektion verläuft dann in 30 bis 60 Prozent der Fälle tödlich. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet, dass Candida auris in manchen Regionen der Welt andere Candida-Arten als Erreger nosokomialer Infektionen verdrängt hat.