Das kann ins Auge gehen! |
Messmer warnt eindringlich vor drei weiteren kosmetischen Prozeduren an der Binde- und Hornhaut. Bei der sogenannten I-Brite-Prozedur wird chirurgisch ein Teil der gefäßhaltigen Bindehaut entfernt und mit Mitomycin nachbehandelt, einem Medikament, das aus der Krebstherapie bekannt ist. Diese Therapie verspricht eine Weißfärbung des geröteten Auges, könne aber schwerste Komplikationen wie Geschwüre der Horn- und Bindehaut, Ausdünnen der Lederhaut oder eine Schädigung der Augenmuskeln mit Doppeltsehen auslösen. Ebenso gefährlich seien Augapfel-Tattoos, bei denen die gesamte weiße Bindehaut farbig tätowiert wird. »Nach dieser Form des Tattoos wurden Verletzungen beschrieben, die zum Augenverlust führten«, so Messmer.
Neuerdings lässt sich sogar der Wunsch erfüllen, die Augenfarbe zu ändern – mittels Keratopigmentierung. Dabei macht der Augenchirurg einen Laserschnitt, klappt die vordere Schicht der Hornhaut um und bringt ringförmig Farbpigmente in die mittlere Hornhautschicht ein. Nach diesem Eingriff wurden jedoch nicht nur Probleme mit der Farbpigmentierung beklagt. »Es wurden auch funktionelle und anatomische Probleme berichtet wie störende Lichtempfindlichkeit, Reduktion von Kontrastwahrnehmung, Verlust von Hornhautzellen, trockenes Auge, Bildung von Gefäßen und behandlungsbedürftige Aussackungen an der Hornhaut«, sagt Messmer.
In jedem Fall sollte man Alarmzeichen nach einer kosmetischen Prozedur am Auge ernst nehmen. »Wenn Lid- oder Augenrötung länger als wenige Tage anhalten, sollte man umgehend eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen«, empfiehlt die DOG-Expertin. »Das gilt auch für Schmerzen nach der Prozedur oder eine Sehbeeinträchtigung.«
Augenärzte können im Fall einer Komplikation den Schaden immerhin begrenzen, beispielsweise durch die Behandlung allergischer Lidreaktionen oder akuter oder chronischer Entzündungen am Lidrand, von Oberflächenstörungen und trockenem Auge sowie Verletzungen an der Hornhaut durch Wimpern- oder Kleberreste.
Gehe ein Lidstrich-Tattoo schief oder entspreche nicht den Erwartungen, sei eine Entfernung allerdings nahezu unmöglich, berichtet die Augenexpertin. »Das Entfernen von Wimpern-Extensions wiederum erfordert nicht nur toxische Lösungsmittel, sondern ist häufig mit dem Verlust eigener Wimpern verbunden. Über die Zeit kann es durch den verwendeten Kleber und die häufigen Prozeduren des Befestigens und Entfernens zum bleibenden Verlust von Wimpernfollikeln kommen.«
Da Ärzte selten zurate gezogen werden, wenn es um die geschilderten Augenprozeduren geht, sei es umso hilfreicher, wenn PTA im Kundengespräch über Risiken und – wenn es bereits geschehen ist –, über die bestmögliche Pflege informieren. Wimpern-Extensions etwa müssten besonders gut sauber gehalten werden, damit sie nicht Basis für bakterielle Infektionen und chronische Entzündungen am Lidrand werden. Sobald Komplikationen auftreten, sollte rasch der Besuch einer Augenarztpraxis empfohlen werden.