Das stärkt die Hautbarriere |
Die passende Creme sorgt für einen gut spreitenden hyrophoben Film auf der Hautoberfläche. / © Adobe Stock/andriano_cz
Bei empfindlicher Haut handelt es sich nicht um einen eigenen Hauttyp. Prinzipiell kann jeder Hautzustand Anzeichen von Empfindlichkeit zeigen. Zugrunde liegt eine Störung der Hautbarriere. Der oberen Hornschicht obenauf – hier sitzen Hornzellen dicht an dicht – liegt der sogenannte Hydrolipidfilm, der äußere Reize bis zu einem gewissen Maß abfängt beziehungsweise toleriert. Ist die Haut trocken, ist diese Barriere nicht mehr intakt. Die Haut wirkt müde und fahl, sie spannt und juckt leicht und weist an manchen Stellen raue oder gerötete Stellen auf. Und genau dann wird sie anfälliger für äußere Einflüsse.
Besonders ausgeprägt fällt die Barrierestörung bei der atopischen Dermatitis aus. Veränderungen im Hautmikrobiom und fehlgeleitete Immunreaktionen sind die Folge. Durch die defekte Hautbarriere ist der transepidermale Wasserverlust erhöht, die Haut wird trocken, spröde, schuppig. Die Talgdrüsen produzieren nur wenig Talg, sodass sich kein flächendeckender Fettfilm über die Haut ziehen kann. Außerdem fehlt ihr ein effektives Wasserspeichersystem: Von Geburt an mangelt es Neurodermitikern an natürlichen Feuchthaltefaktoren. Und auch der Zellkitt, der den Raum zwischen den Hornzellen abdichtet, hat eine veränderte Zusammensetzung.
Das macht deutlich, welches Ziel man mit Pflegepräparaten erreichen möchte: Dermokosmetika sollten eine geeignete Grundlage und Wirkstoffe enthalten, die die Hautbarriere wieder aufbauen. Professor Dr. Petra Staubach, Vorsitzende der Gesellschaft für Dermopharmazie, rät: »Basistherapeutika für Neurodermitiker und solche mit trockener, empfindlicher Haut sollten immer fettend, hydratisierend und filmbildend sein. Und zwar nie einzeln, sondern alles in einem Präparat.«
Als Lipidkomponente empfiehlt sie Phospholipide, Ceramide oder Ceramid-Derivate, etwa aus Hafer-, Jojoba-, Weizenkeim-, Traubenkern- oder Nachtkerzensamenöl. Als körpereigene Substanzen integrieren sich Ceramide gut zwischen die Hornzellen. Damit stärken sie den Wiederaufbau der epidermalen Hautbarriere und fungieren überdies als interzelluläre Kittsubstanzen. Staubach, leitende Dermatologin der Hautklinik der Universität Mainz, schätzt besonders deren filmbildende Eigenschaften. »Nur ein gut spreitender hydrophober Film auf der Hautoberfläche kann den transepidermalen Wasserverlust begrenzen.«
Was macht die Ceramide so besonders? Mit einem Anteil bis annähernd 60 Prozent stellen sie den Hauptanteil der interzellulären Lipide in der Hornschicht dar. Zusammen mit anderen Lipiden wie Cholesterol und Fettsäuren bilden sie eine lamellare Schicht. Weil zwischen den lamellaren Strukturen der interzellulären Lipide Wasser gebunden wird, steuern Ceramide wesentlich den Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Sie halten die Haut weich und geschmeidig. Mit dem Alter lässt allerdings die körpereigene Produktion nach – was der Haut ihren jugendlichen Glow nimmt.
Mangelt es dem Körper an Ceramiden, trocknet also die Haut schneller aus, die Barrierefunktion wird geschwächt. Feuchtigkeit kann dann leichter aus der Haut verdunsten und Umweltstoffe können durch die löchrige Barriere eindringen und Reizungen sowie allergische Reaktionen verursachen. Auch Fältchen und Falten werden sichtbarer, wenn die Haut trockener wird.
Natürliche oder annähernd hautidentische Ceramide (wie von Curél®, Aveeno®, Exomega Control von A-Derma) können als Creme, Spray oder Fluid direkt der Haut zugeführt werden. Phytosphingosin und Sphingolipide sind Ceramidvorstufen, die in Kosmetika eingearbeitet werden und der Epidermis helfen, selbst wieder mehr Ceramid zu produzieren.