Demenzkranke bei der Ernährung unterstützen |
Bei vielen Menschen stumpft der Geschmackssinn krankheitsbedingt ab. Eine besondere Abneigung besteht meist gegen Saures, Demenzkranke haben oft Lust auf Süßes. Als Hauptspeise kann es daher immer mal eine Süßspeise sein, aber auch Pikantes kann mit Zucker oder Süßstoff an diese Vorliebe angepasst werden. Wird Essen aufgrund von Geschmacksbeeinträchtigungen oder Mundtrockenheit als fad empfunden, darf kräftig gewürzt werden, am besten mit heimischen Kräutern, die von früher bekannt sind. Althergebrachte Hausmannskost steht in der Regel höher im Kurs als moderne Küche (Essbiografie!).
Getränke werden ebenfalls gesüßt bevorzugt und sollten ständig bereitstehen. Tee oder Kaffee dürfen wegen der Gefahr des Verbrennens und Verbrühens nicht zu heiß sein. Energieangereicherte Shakes, Fruchtsmoothies oder Bananenmilch schmecken und führen zudem Kalorien zu. Manche Betroffene lassen sich durch gemeinsame Trinkrituale motivieren oder empfinden das Benutzen von Trinkhalmen als hilfreich.
Noch stärker als der Geschmackssinn ist der Geruchssinn beeinträchtigt. Vor allem bei der Alzheimer-Demenz tritt eine Riechstörung bereits als frühes Symptom auf und ist besonders ausgeprägt. Leckere Gerüche, die Appetit machen, werden kaum wahrgenommen. Um die Lust auf Essen zu steigern, braucht es dann intensive Düfte zum Beispiel beim Grillen, Waffeln backen oder nach frisch aufgebrühtem Kaffee. Allerdings sind Geruchsempfindungen auch individuell verschieden: Was bei dem einen positive Erinnerungen weckt, kann jemand anderen belasten. Vorlieben und Abneigungen sollten daher beobachtet und berücksichtigt werden.
Auch bei Demenzpatienten isst das Auge mit. Wenn Speisen nicht mehr als solche erkannt werden, entwickeln Demenzkranke bisweilen Misstrauen oder Angst, vergiftet zu werden. Sie lehnen Nahrung dann ab. Ist Essen und Trinken dagegen leicht erkennbar, kann das die verzehrte Menge steigern, wie Untersuchungen ergaben. In Seniorenheimen werden Speisepläne auch gerne mit Fotos ergänzt.
Pflegende sollten darauf achten, dass die Beleuchtung bei den Mahlzeiten gut ist. Das verwendete Geschirr sollte sich farblich vom Tischtuch sowie vom Inhalt abhebt, um das Erkennen zu unterstützen. Weißer Milchreis im weißen Teller auf weißem Tischtuch zu servieren, ist also eher keine gute Idee. Getränke können in bunten Gläsern oder durch Zugabe von Obst- und Gemüsesäften farbig angeboten werden. Außerdem sind gesüßte Früchtetees oder Malzbier leicht erkennbar.
Leicht Verdauliches in gut essbarer Konsistenz, dazu duftende Gewürze wie Kurkuma, Pfeffer und Muskat auf buntem Geschirr: Das regt die Sinne an und macht Appetit. / Foto: Adobe Stock/FFCucina Liz Collet
Anstatt eines undefinierbaren Einheitsbreis sollten Speisen einzeln püriert und mit Silikonformen wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht werden. Mahlzeitenlieferanten bieten teils ausgewogene und optisch ansprechende pürierte Mahlzeiten an. Bei der Raumgestaltung wird auf verwechselbare Objekte, beispielweise Blumenschmuck mit Beeren oder Zierfrüchten, verzichtet und nur notwendige Dinge aufgetischt. Aber: Eine jahreszeitliche Dekoration hilft Betroffenen, sich im Jahresablauf zu orientieren.
Kost, die wegen Kau- und Schluckbeschwerden in ihrer Konsistenz angepasst ist, kann ebenfalls ansprechend serviert werden. Amylaseresistente Andickungsmittel unterstützen dabei sicheres Schlucken, weil die Nahrung nach Speichelkontakt im Mund noch nicht verflüssigt wird. Mithilfe eines durch Logopäden angeleiteten Schlucktrainings wird die richtige Haltung beim Essen und das Konzentrieren auf den Kau- und Schluckvorgang geübt.