Den Knochenabbau bremsen |
Barbara Döring |
11.06.2024 14:00 Uhr |
Eine medikamentöse Therapie ist dann zu erwägen, wenn der Arzt für die nächsten drei Jahre ein erhöhtes Risiko für einen Schenkelhalsbruch oder eine Wirbelfraktur ermittelt hat. Dabei gibt es unterschiedliche Wirkmechanismen: Antiresorptive Medikamente wie Bisphosphonate, Kalzitonin, Estrogene oder selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM) hemmen den Knochenabbau. Osteoanabole Wirkstoffe wie das Parathormon-Fragment Teriparatid oder der Antikörper Romosozumab fördern dagegen den Knochenaufbau. Der in der Leitlinie von 2023 neu aufgenommene Antikörper Romosozumab ist für postmenopausale Frauen mit deutlich erhöhtem Frakturrisiko zugelassen.
Welche Therapie im Einzelfall die passende ist, hängt vom Stadium der Erkrankung und den Lebensumständen des Patienten ab. Meist kommen antiresorptive Bisphosphonate wie Alendronsäure oder Risedronsäure zum Einsatz. Sie hemmen die knochenabbauenden Osteoklasten, stärken so die Knochen und können, als Tabletten – meist einmal wöchentlich eingenommen – oder als Infusion verabreicht, das Risiko für Knochenbrüche senken.
Da orale Bisphosphonate nur schwer resorbiert werden und die Speiseröhre reizen können, sollten PTA Kunden daran erinnern, sich an die Einnahmeregeln zu halten: Die Tabletten sollen morgens auf nüchternen Magen im Stehen mit einem Glas Wasser eingenommen werden. Das Wasser sollte nicht stark calciumhaltig sein, da Bisphosphonate mit Calcium einen Komplex bilden, der nur schwer resorbiert wird. Die Tabletten sollten nicht zerdrückt oder zerkaut werden und nur kurz im Mund verweilen. Nach der Einnahme hält sich der Patient möglichst eine halbe Stunde aufrecht, also im Stehen oder Sitzen. Andere Medikamente, Lebensmittel oder Getränke darf der Patient frühestens 30 Minuten nach der Bisphosphonat-Einnahme zu sich nehmen. Bei der Einnahme von Calcium-Präparaten soll ein Abstand von mindestens einer Stunde eingehalten werden.
Ob es bei einer Osteoporose zum Knochenbruch kommt, hängt nicht allein von der Knochendichte, sondern auch von der Muskelkraft und der Gangkoordination des Patienten ab. So begünstigen Muskelschwund und ein unsicherer Gang, ob und wie jemand fällt. Körperliche Aktivität ist für Osteoporose-Patienten deshalb doppelt wichtig, da sie den Knochenaufbau stimuliert und gleichzeitig die schützende Muskulatur erhält. Im Rahmen einer Osteoporose-Therapie ist ein Bewegungsprogramm zu empfehlen, mit dem mehrmals in der Woche Kraft, Balance und Koordination trainiert werden.
Gezielte Bewegung ist auch deshalb wichtig, weil nur unter Belastung Knochenmasse aufgebaut wird. So würde ein Astronaut in der Schwerelosigkeit ohne spezielles Training pro Monat etwa 10 Prozent seiner Knochenmasse verlieren. Da auch Untergewicht ein Risikofaktor für Osteoporose ist, sollte ein Body-Maß-Index unter 20 kg/m2 vermieden werden. Ist eine Gewichtsabnahme im Alter geplant, ist es wichtig, dass diese kontrolliert in Kombination mit Muskeltraining erfolgt. Auch die Versorgung mit Eiweiß wirkt sich auf das Frakturrisiko aus, sodass auf eine ausreichend eiweißreiche Ernährung zu achten ist. Bei erhöhtem Frakturrisiko wird Patienten ab 65 Jahren empfohlen, täglich mindestens 1 g Eiweiß pro Gramm Körpergewicht aufzunehmen.
Bei einigen Medikamenten ist bei Osteoporose-Patienten Vorsicht geboten, da sie das Frakturrisiko erhöhen. Dazu zählen neben Glucocorticoiden auch Protonenpumpenhemmer, SSRI-Antidepressiva, Glitazone, Antikonvulsiva, Medroxyprogesteronacetat, Aromataseinhibitoren, Antiandrogene, Heparin, Calcineurininhibitoren sowie einige Chemotherapeutika. Die Dosierung ist entsprechend sorgfältig abzuwägen. Das gilt auch für Medikamente, die das Sturzrisiko erhöhen. Der Effekt ist bei einzelnen Wirkstoffen zwar mitunter nur gering, kann in der Summe aber relevant sein. Das individuelle Nutzen-Risiko-Verhältnis sollte deshalb regelmäßig überprüft werden.
Eine Möglichkeit, hüftnahe Frakturen möglichst zu vermeiden, sind Hüftprotektoren. Die seitlich gepolsterten Slips absorbieren die Kraft, die bei einem Sturz auf den Knochen einwirkt oder verteilen sie auf das umliegende Weichteilgewebe. So kommt es vielleicht zu einem blauen Fleck, ein folgenreicher Knochenbruch bleibt dem Patienten im Idealfall jedoch erspart.