Depression, die unterschätzte Krankheit |
Der Weg zurück ins Leben ist mit Hilfe psychotherapeutischer Verfahren kombiniert mit Medikamenten häufig möglich. / Foto: Getty Images/
Bernd Friedel / EyeEm
Für die Selbstmedikation kommt bei leichten depressiven Beschwerden Johanniskrautextrakt in Frage. In Studien wurde die Wirksamkeit von Johanniskrautextrakten bei leichten bis mittelschweren Depressionen auch im Vergleich zu SSRI nachgewiesen. Antidepressiv wirkt Johanniskraut über seinen Inhaltsstoff Hyperforin, der in den Botenstoffwechsel im Gehirn eingreift und die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin aus dem synaptischen Spalt in die Zelle hemmt. Die empfohlene Tagesdosis beträgt zwei bis vier Gramm Drogenäquivalente, das entspricht etwa 500 bis 1000 mg der gängigen Extrakte.
Bis zum Wirkungseintritt sollte die Einnahme über etwa drei Wochen kontinuierlich erfolgen. Johanniskraut kann mit anderen Arzneistoffen in Wechselwirkung treten und sollte deshalb bei Patienten mit Polymedikation nicht empfohlen werden. Johanniskraut interagiert als Enzyminduktor mit Immunsuppressiva, Anti-HIV-Präparaten, Zytostatika, Theophyllin, Digoxin, Verapamil, und Simvastatin. Das bedeutet, dass die Wirksamkeit dieser Stoffe bei der gleichzeitigen Einnahme von Johanniskraut herabgesetzt sein kann.
Der schlimmste Feind des Therapieerfolgs ist die Non-Adhärenz. Besonders bei der antidepressiven Pharmakotherapie bereitet sie Probleme. PTA und Apotheker sollten deshalb das Vertrauen der Patienten in die Behandlung durch Motivation, Aufklärung und emotionale Unterstützung verbessern. Das ist nur möglich, wenn der Patient über seine Erkrankung und die Therapie ausreichende Informationen erhält.
Viele Patienten haben die Erwartung, dass sie sich rasch nach Einnahme eines Medikamentes besser fühlen müssten, ähnlich wie es von einem Schmerzmittel bekannt ist. Die stimmungsaufhellende Wirkung der meisten Antidepressiva setzt jedoch verspätet ein, das sollte der Patient bei der Abgabe auf Erstverordnung erfahren. Aufgrund der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen fehlen häufig Kenntnisse zur Krankheit und Therapie.
Wissensdefizite verunsichern und verschlechtern die Adhärenz. Häufig haben depressive Patienten Ängste, von den Medikamenten abhängig zu werden, Ängste, dass das Medikament die eigene Persönlichkeit verändert und Ängste vor negativen Reaktionen des persönlichen Umfelds. Diese Vorbehalte sollten PTA ernst nehmen. Durch Aufklärung, dass eine Depression eine Krankheit ist, die viele Menschen weltweit betrifft und sich gut therapieren lässt, wird das Tabu gebrochen.
Foto: Getty Images/fitzkes
Die Kommunikation ist im Umgang mit depressiven Patienten besonders wichtig, aber auch besonders schwierig. Depressive Menschen äußern sich sowohl verbal als auch nonverbal eher abweisend. Bedingt durch das Krankheitsbild ist die allgemeine Grundhaltung negativ. Das bedeutet, dass auch mögliche Medikamente kritisch und ablehnend beurteilt werden. Ablehnung oder Kritik sollte der Beratende deshalb nicht persönlich nehmen. Eine professionelle Haltung mit Blick auf die Symptome und Gefühle des Patienten stehen im Vordergrund.