Der Frosch im Hals |
Barbara Döring |
09.11.2023 16:00 Uhr |
Bei Missempfindungen im Rachen, die über Wochen und Monate andauern und sich partout nicht bessern, sollten auch andere Ursachen in Erwägung gezogen werden, etwa Sodbrennen. Fließt bei einem Reflux Magensäure zurück in die Speiseröhre, können geringe Mengen davon bis zum Kehlkopf gelangen und dort eine Entzündung auslösen. Das Brennen im Hals, das für Sodbrennen typisch ist, macht sich oft erst bemerkbar, wenn größere Mengen Magensäure in die Speiseröhre fließen. Fehlt dieses typische Symptom, denken viele bei einem Fremdkörpergefühl im Hals oder Räusperzwang erst einmal nicht an einen Reflux. Bei der ärztlichen Untersuchung mit dem Endoskop lässt sich die Rötung im Bereich des Kehlkopfs, an den Stimmbändern und am Eingang zur Speiseröhre erkennen.
Eine Umstellung von Ernährungsgewohnheiten kann bei Sodbrennen viel bewirken: Säurehaltige Lebensmittel wie Zitrusfrüchte und kohlensäurehaltige Getränke sollten reduziert werden. Häufig werden auch Schokolade sowie fettreiche und stark gewürzte Speisen nicht vertragen. Wer zudem erst spät am Abend isst, hat in der Nacht oft mehr Beschwerden. Genussmittel wie Alkohol und Kaffee fördern die Säurebildung und sollten ebenfalls gemieden oder zurückhaltend konsumiert werden. Bei stärkeren Beschwerden können Medikamente wie Protonenpumpenhemmer (PPI) die Beschwerden lindern, allerdings nur solange sie eingenommen werden. Sie verhindern, dass im Magen zu viel Säure gebildet wird.
Nicht immer steckt eine Entzündung dahinter, wenn der Frosch oder Klumpen im Hals nicht weichen will. Hat der Arzt seltene Ursachen wie einen Tumor oder eine vergrößerte Schilddrüse ausgeschlossen, könnten die Missempfindungen auch psychische Ursachen haben. So führen Stress, Ängste, Wut oder Trauer mitunter dazu, dass sich die Muskeln rund um den Kehlkopf und die Stimmlippen anspannen und ein Fremdkörpergefühl verursachen. Vor allem wenn der Musculus constrictor pharyngis – auch »Schlundschnürer« genannt – unter hoher Anspannung steht und sich die Stimmlippen nicht mehr frei bewegen können, treten leicht Missempfindungen auf.
Neben dem Abbau von Stress können dann Logopädie oder Physiotherapie helfen. Mit Stimm- und Atemübungen sowie Muskeldehnungen wird dabei die Wahrnehmung im Bereich des Kehlkopfs verbessert und das Druckgefühl verringert. Eine Psychotherapie kommt infrage, wenn die Beschwerden durch Ängste und Konflikte getriggert sind. Logopädisches Training kann zudem sinnvoll sein, wenn beispielsweise im Beruf die Stimme stark belastet wird. Lehrer, Schauspieler oder Sänger können davon beispielsweise profitieren. Mit der Logopädie lässt sich unter anderem eine verbesserte Stimmhygiene trainieren, zum Beispiel das Vermeiden des Räusperns und eine Atemtechnik, die den Kehlkopf weniger belastet. Die knorpelige Struktur sorgt bei jedem Atemzug dafür, dass die Stimmlippen weit auseinandergehen, um Luft durchzulassen und beim Sprechen, dass sie sich aneinanderlegen, um in Schwingung versetzt werden zu können. Mit der richtigen Atem- und Sprechtechnik lässt sich das Risiko für Überlastungen der Stimmlippen, die den Frosch im Hals heraufbeschwören, verringern.