PTA-Forum online
Schnittmengen finden

Der pH-Wert in der Rezeptur

Der pH-Wert ist ein Faktor, der über das Gelingen einer Rezeptur entscheidet. Dabei sind Grundlagen, Arzneistoffe und auch Konservierungsstoffe zu berücksichtigen. Ob eine Rezeptur letztendlich machbar ist, sei eine Frage der Abwägung, sagte Claudia Peuke, PTA und Apothekerin, im Rahmen des 8. Westfälisch-lippischen Apothekertags (WLAT) am 12. September.
Juliane Brüggen
17.09.2021  11:00 Uhr

Richtig puffern

Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage »Welcher Puffer und wieviel davon?« gebe es leider nicht, so die Apothekerin. Puffer seien in Rezepturen eher als pH-Korrigenzien zu verstehen. Den geeigneten Puffer zu finden, sei eine »Fleißarbeit«. Noch viel spannender ist laut Peuke aber die Frage nach der richtigen Menge des Puffers. Festgelegt ist dies nämlich nicht. »Das ist so ein bisschen wie die Angabe in Kochrezepten, wenn da steht: ›Nach Bedarf‹ bei Salz, Pfeffer und Gewürzen.«

Fragen, die man sich stellen sollte, sind: Was ist der aktuelle pH? Was ist der Ziel-pH? Muss neben den Wirkstoffen ein Konservierungsmittel berücksichtigt werden? Standardrezepturen bieten hier den Vorteil, dass der Puffer mit angegeben ist.

Dass ein Puffer nicht immer ein Muss ist, zeigt eine Rezeptur, die 2013 vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) untersucht wurde: Betamethasonvalerat in Kühlcreme. Ohne Puffer zeigte sich nach vier Wochen noch 95 Prozent Wirkstoffaktivität, ein gutes Ergebnis. Die gepufferte Zubereitung konnte hingegen nur mit einer 93,5-prozentigen Wirkstoffaktivität aufwarten. Das ZL kam zu dem Schluss, für diesen Einzelfall keinen Puffer zu empfehlen, weil die Rezeptur dadurch nicht besser werde. Dieses Ergebnis ist bisher aber nicht in die Standardrezeptur eingegangen.

Grundlagen und Konservierung

Geht es um den pH-Wert einer wasserhaltigen Grundlage, sei entscheidend, ob sie ein Konservierungsmittel enthalte oder nicht – und wenn ja, welches. Basiscreme hat beispielsweise einen pH-Wert von 5 bis 6. Dies sei der pH-Wert, der bei einer pH-Messung der unveränderten Creme herauskomme, erklärte Peuke: »Damit geht sie ins Rennen.« Je nach eingearbeiteten Stoffen wie Wirk- oder Konservierungsstoffen verändere sich der pH-Wert. Der breite rezeptierbare pH-Bereich von 2 bis 12 ergebe sich, weil die Basiscreme kein pH-abhängiges Konservierungsmittel enthalte, sondern Propylenglykol.

Andere Konservierungsmittel schränkten die Möglichkeiten mit Blick auf den pH-Wert stark ein: »Theoretisch habe ich alle Möglichkeiten – praktisch habe ich eine vorkonservierte Grundlage, die dann, wenn zum Beispiel mit Kaliumsorbat vorkonserviert ist, die Anwendung pH-technisch einschränkt.« Nicht nur die Wirkstoffe streben einen pH-Zielbereich an, auch die Konservierungsmittel. Als Beispiel nannte Peuke die Anionische Hydrophile Creme DAB (Ungt. emulsificans aquosum), bei der sich der rezeptierbare pH-Bereich ausgehend von 2 bis 12 (unkonserviert) mit einer Sorbinsäure-Konservierung auf 3,5 bis 5,5 reduziert. Mittlerweile gibt es die Anionische Hydrophile Creme auch mit Propylenglykol-Konservierung, für Peuke eine »moderne Weiterentwicklung«.

Grundlage pH-Wert Rezeptierbarer pH-Bereich
Anionische Hydrophile Creme DAB (Ungt. emulsificans aquosum) Unkonserviert: pH 4 bis 5,5, laut NRF etwa pH 6, mit Sorbinsäure-Konservierung: pH 3,5 bis 4,5 Unkonserviert: pH 2 bis 12, mit Sorbinsäure-Konservierung: pH 3,5 bis 5,5
Anionische Hydrophile Creme mit Propylenglykol (Ungt. emulsif. aq. cum Propylenglykol) pH 4 bis 5,5, laut NRF pH 5 bis 8 pH 2 bis 12
Anionische Hydrophile Creme SR DAC pH 4 bis 5 pH 3,5 bis 5,5 (für wirksame Sorbinsäure-Konservierung)
Nichtionische Hydrophile Creme DAB pH 4 bis 5 pH 3,5 bis 5,5 (für wirksame Sorbinsäure-Konservierung)
Basiscreme DAC pH 5 bis 6,5, laut NRF pH 5 bis 6 pH 2 bis 12
Kühlcreme DAB (Unguentum leniens) pH 5 bis 6 pH 2 bis 12
Wollwachsalkoholcreme DAB (Ungt. alcoholum lanae) Etwa pH 6 pH 1 bis 13
Hydrophobe Basiscreme DAC (NRF S.41.) pH 3,5 bis 5 Unkonserviert: pH 2 bis 12, Mit Sorbinsäure-Konservierung: 2 bis 5,5
pH-Werte und rezeptierbare pH-Bereiche einiger Grundlagen

Zu der Frage, ob die Grundlage ohne Arztrücksprache ausgetauscht werden kann, sagte Peuke: „Im Sinne einer guten Kommunikation mit dem Arzt, würde ich es ihm auf jeden Fall im Vorfeld mitteilen.“ Eine Absprache mit dem Arzt empfiehlt auch das NRF.

Ist der Arzt allerdings nicht erreichbar, sei es eine Entscheidung des Apothekers, wobei verschiedene Faktoren, wie der Leidensdruck des Patienten, eine Rolle spielten, so Peuke. Eine juristische Aufarbeitung habe ergeben, dass die Grundlage im Zuständigkeitsbereich der Apotheker liege, während Wirkstoff und Dosierung unter die Therapiehoheit des Arztes fielen. Bei Hilfsstoffen wie Puffer oder Konservierung werde im NRF-Tabellenwerk eindeutig darauf hingewiesen, dass diese in der Hand des Apothekers liegen, so Peuke.

Bei Konservierungsmitteln müsse beachtet werden, dass sie nur innerhalb der angegebenen pH-Bereiche ihre konservierende Wirkung entfalten. Das Standardmittel ist Sorbinsäure/Kaliumsorbat. Es gebe zwar noch weitere Substanzen, aber diese seien weniger praxisrelevant. PHB-Ester hätten beispielsweise die Problematik, dass sie sehr lipophil seien und in die Fettphase abwanderten. Bei der Konservierung müsse zudem die Temperatur bedacht werden, es könne zum Beispiel Auskristallisierungen bei Kälte geben. pH-unabhängige Konservierungsmittel sind Propylenglykol, Ethanol und Isopropanol.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa