Die Beziehung von Herz und Psyche |
17.08.2021 08:30 Uhr |
Die fortschreitende Forschung im Bereich der Psychokardiologie hat in den vergangenen Jahren immer deutlicher gemacht, dass die Beziehung zwischen psychischer Gesundheit und Herzerkrankungen eng ist. Patienten mit einer Herzinsuffizienz leiden zwei- bis viermal so häufig unter einer depressiven Symptomatik wie gesunde Menschen. Etwa 20 bis 50 Prozent der KHK-Patienten zeigen depressive Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebs- oder Hoffnungslosigkeit. 15 bis 20 Prozent haben eine ausgeprägte Depression.
Wissenschaftler um Professor Dr. Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz-Zentrum in München konnten inzwischen nachweisen, dass Depressionen das Risiko für eine KHK ebenso stark steigern wie hohe Cholesterolwerte und Adipositas. Dafür haben sie die Daten von rund 3500 Männern zwischen 45 und 74 Jahren, die über eine Zeitspanne von zehn Jahren erhoben wurden, analysiert und das Auftreten von Depressionen mit vier Risikofaktoren verglichen: hohe Cholesterolwerte, Adipositas, Bluthochdruck und Rauchen. Lediglich Rauchen und Bluthochdruck haben ein noch höheres Risiko. Über die Bevölkerung verteilt nehme der Anteil an Herzkreislauftodesfällen aufgrund von Depressionen etwa 15 Prozent ein, schreiben die Autoren in ihrer Studie.
Warum Depressionen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, ist bisher nicht klar. Möglicherweise begünstigen verschiedene Veränderungen wie Dysfunktionen des endokrinen Systems das Fortschreiten einer Arteriosklerose. Auch inflammatorische Prozesse, die mit Depressionen assoziiert sind, könnten zu einem ungünstigen Verlauf beitragen. Dazu kommen Faktoren wie soziale Isolation, Bewegungsmangel, ungünstige Ernährung, erhöhter Alkohol- und Tabakkonsum. All diese sind als eigenständige Risikofaktoren bekannt und können verstärkt bei psychischen Erkrankungen auftreten.
Neben Depressionen spielen weitere psychische Erkrankungen und Faktoren bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle. So konnte das Team um Annelieke Roest von der Tilburg Universität in den Niederlanden zeigen, dass Angsterkrankungen das KHK-Risiko um 26 Prozent erhöhen, das Mortalitätsrisiko der Betroffenen steigt sogar um 48 Prozent. Patienten mit Schizophrenie versterben laut einer schwedischen Registerstudie im Durchschnitt zehn Jahre früher an einer KHK als die Normalbevölkerung.