Die Geschichte der Menstruation |
Die Menstruationsblutung wurde lange als etwas Negatives und Unreines betrachtet. Noch heute gilt sie vielerorts als Tabuthema. / Foto: Getty Images/Yulia Reznikov
Schätzungen zufolge gibt es aktuell rund zwei Milliarden menstruierende Menschen auf der Erde. Ganz unabhängig davon, wie sie selbst zu ihrer Periode stehen, trifft sie noch immer viel zu häufig dasselbe Stigma. Seit der Antike wird die Menstruation als etwas Negatives und Fehlerhaftes gesehen. Sie löst bis heute Scham- und Ekelgefühle aus, weckt Assoziationen zur Unreinheit, wird verschwiegen und nicht thematisiert.
Verantwortlich dafür sind vor allem religiöse Ansichten, falsche wissenschaftliche Theorien und das Patriarchat. So galt der weibliche Körper in der Antike im Vergleich zum männlichen nicht nur als schwächer, sondern auch noch als feuchter und weniger dicht. Die Periode wurde als Möglichkeit gesehen, diese überschüssigen Körperflüssigkeiten abzugeben. Mit dem Christentum kam die Unreinheit dazu. Im Alten Testament heißt es: »Hat eine Frau Blutfluss und ist solches Blut an ihrem Körper, soll sie sieben Tage lang in der Unreinheit ihrer Regel verbleiben. Wer sie berührt, ist unrein bis zum Abend.« In den patriarchalen Weltreligionen wurde und wird noch heute dieser Unreinheitsgedanke als Legitimation benutzt, Frauen systematisch zu unterdrücken und nicht nur während der Periode auszuschließen.
Im 1. Jahrhundert nach Christus verbreitete sich zudem das Falschwissen, dass Menstruationsblut ein giftiger Stoff sei. Diese Annahme hielt sich in Europa ebenso wie der Glaube, dass menstruierende Frauen einen schädlichen Einfluss auf die Ernte, die Herstellung von Butter, das Pökeln von Fleisch, das Aufgehen von Teig oder das Gären von Bier hätten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. In Indien ist der Glaube, dass menstruierende Frauen Kühe unfruchtbar machen, bis heute verbreitet.
Über den weiblichen Umgang mit der Menstruation oder die Verwendung von Periodenartikeln finden sich in historischen Aufzeichnungen dementsprechend wenig Informationen. Überliefert ist lediglich, dass Binden und Tampons im alten römischen Reich aus Wolle und in Ägypten aus aufgeweichtem Papyrus gefertigt worden sein sollen. Die alten Griechinnen sollen kleine Holzstückchen mit Stoff umwickelte haben. Zum Teil sollen auch Moos, Wolle, Tierhäute oder Gräser verwendet worden sein. Aufgrund der organischen Materialien sind archäologische Funde sehr selten. Einen überraschenden Zufallsfund konnten Archäologen allerdings bei Ausgrabungsarbeiten einer steinzeitlichen Pfahlbausiedlung in Süddeutschland machen. Die vermeintliche Damenbinde aus Lindenbast wird auf die Zeit um 3000 vor Christus datiert.
In der langen Zeit des Mittelalters war es gängige Praxis, keinerlei Menstruationsprodukte zu verwenden. Abgeleitet aus der Vorstellung des giftigen Periodenbluts wurde angenommen, dass eine Behinderung des Abflusses Entzündungen verursachen könne. Als Sichtschutz dienten lediglich die zahlreichen Kleidungsschichten aus Unter- und Überröcken sowie Hemden und Überhemden, die Frauen damals trugen. Da diese meist tagelang getragen wurden, kam es häufig zu Infektionen.