Die wichtigsten Blutwerte beim Herzinfarkt |
Verena Schmidt |
15.03.2024 08:00 Uhr |
Ein weiterer wichtiger Herzinfarktmarker ist Myoglobin, ebenfalls ein Muskelprotein, das Sauerstoff in Herz- und Skelettmuskelzellen transportiert. Ein bis vier Stunden nach dem Beginn der Herzinfarktsymptome steigt der Wert im Blut an, innerhalb von zwölf Stunden wird der Maximalwert erreicht. Nach etwa 24 Stunden hat sich der Wert wieder normalisiert, da Myoglobin eine kurze biologische Halbwertszeit hat. Der Zeitpunkt der Blutabnahme ist deshalb entscheidend: Ist der Myoglobin-Wert sechs Stunden nach Symptombeginn im Normbereich, kann ein Herzinfarkt mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Der Referenzbereich für Myoglobin ist methodenabhängig, der obere Grenzwert beträgt für Männer etwa 70 µg/l, für Frauen 50 µg/l.
Ärzte bestimmen im Rahmen der Diagnostik auch die Creatinkinase (CK). Das Enzym dient zur kurzfristigen Energiegewinnung und kommt im Körper vor allem in Herz- und Skelettmuskelzellen vor. Im Blut gemessen wird meist der Gesamt-CK-Wert (Normwerte bei Männern < 170 U/l, bei Frauen < 145 U/l) sowie die Isoform CK-MB, die vor allem im Herzmuskel vorkommt (Referenzbereich 5 bis 25 U/l; Anteil normal 3 bis 5 Prozent der gesamten CK). CK-MB steigt nach Symptombeginn typischerweise nach drei bis zwölf Stunden an, ein Maximum wird in 24 Stunden erreicht. Innerhalb von zwei bis drei Tagen sinken die Werte wieder auf Normniveau.
Die Aussagekraft als Infarktmarker ist eingeschränkt, da der CK-MB-Wert auch bei Verletzungen des Skelettmuskels ansteigen kann. Darüber hinaus können Niereninsuffizienz, Verbrennungen, extreme körperliche Belastungen, Alkoholabusus oder Schilddrüsenerkrankungen Erhöhungen von CK-MB nach sich ziehen. Ist bei Verdacht auf einen Herzinfarkt die Gesamt-CK erhöht, steigt der Anteil von CK-MB sehr schnell und beträgt sein Anteil mehr als 6 Prozent, spricht dies für einen Herzinfarkt.
Auch weniger spezifische Enzyme wie die Aspartat-Aminotransferase (AST, auch GOT) – eigentlich ein Parameter zur Diagnose einer Leberschädigung – werden zusätzlich bestimmt. AST (Normwerte: Männer < 50 U/l, Frauen < 35 U/l) ist nicht leberspezifisch, sondern ein mitochondriales Enzym, es kommt in Hepatozyten, Herz- und Skelettmuskelzellen vor. Beim Herzinfarkt steigen die Werte nach etwa vier bis acht Stunden an, der Maximalwert wird innerhalb von 48 Stunden erreicht. Im Zeitraum von sechs Tagen wird der Basiswert wieder erreicht.
Logisch: Die Spezifität der AST ist bei gleichzeitiger Lebererkrankung stark eingeschränkt. Eine Beurteilung des AST-Wertes sollte immer zusammen mit dem ALT-Wert (das leberspezifische Enzym Alanin-Aminotransferase, auch GPT) erfolgen. Der De-Ritis-Quotient beschreibt das Verhältnis von AST zu ALT (AST/ALT). Ein kleiner De-Ritis-Quotient (< 1) spricht prinzipiell für einen geringen Leberschaden, ein großer Quotient (> 1) für einen schwerwiegenderen (wie chronische Hepatitis, Leberzirrhose) oder auch für einen akuten Herzinfarkt.