Endlich Nichtraucher |
Verena Schmidt |
12.12.2024 16:00 Uhr |
Neben der NET stehen für starke Raucher auch verschreibungspflichtige Medikamente zur Rauchentwöhnung zur Verfügung. Bei Vareniclin (Champix®) handelt es sich um einen partiellen Agonisten an bestimmten Nikotin-Rezeptoren im Gehirn, an die auch das Nikotin aus dem Tabakrauch bindet. Vareniclin stimuliert die Rezeptoren leicht und lindert so Entzugssymptome und das Verlangen nach Zigaretten. Außerdem blockiert es die Wirkung von Nikotin aus Zigaretten, das Rauchen ist dann weniger befriedigend.
In einem Cochrane-Review schnitt Vareniclin auch im Vergleich zu anderen medikamentösen Optionen gut ab. Es kann die Chancen für einen erfolgreichen Rauchstopp im Vergleich zu Placebo mehr als verdoppeln und es wirkt auch besser als eine Mono-NET, also zum Beispiel nur Kaugummi oder nur Pflaster. Aktuell ist Champix in Deutschland – nach dem Fund von Nitrosamin-Verunreinigungen 2021– allerdings noch immer nicht lieferbar.
Cytisin (Asmoken®) ist ebenfalls ein partieller Nikotinrezeptoragonist. Laut dem Cochrane-Review gibt es bezüglich der Wirksamkeit keine großen Unterschiede zu Vareniclin; womöglich treten sogar seltener schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf als bei Vareniclin. Allerdings gibt es noch vergleichsweise wenig Daten, es besteht weiter Forschungsbedarf. Auch Asmoken ist aktuell nicht lieferbar.
Die deutsche S3-Leitlinie empfiehlt darüber hinaus das Antidepressivum Bupropion als Alternative zum Rauchstopp – es gilt allerdings als schlechter wirksam als Vareniclin oder als eine Kombi-NET. Bupropion hemmt selektiv die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin in die Neuronen und erhöht so die Konzentration der Neurotransmitter im synaptischen Spalt. Der Vertrieb des entsprechenden Präparats Zyban® wurde 2022 ausgesetzt, da es auch hier Hinweise auf Nitrosamin-Verunreinigungen gab. Es ist inzwischen in einigen Ländern wieder erhältlich, in Deutschland allerdings weiterhin außer Vertrieb.
2023 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt, den Nutzen der zugelassenen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten zum Rauchstopp zu bewerten. Bislang müssen diese von den Patienten selbst bezahlt werden. In Zukunft sollen die Kosten bei schwerer Tabakabhängigkeit aber von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden. Welche Arzneimittel dann erstattet werden, muss der G-BA noch entscheiden.
Das IQWiG jedenfalls empfiehlt Nikotin und Vareniclin. Beide hätten deutliche Vorteile im Vergleich zu keiner medikamentösen Therapie. Zwar gebe es auch Nachteile, etwa Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Fatigue, Übelkeit oder Hautreizungen. Insgesamt überwiegen laut IQWiG aber die Vorteile des Rauchstopps. Bei Bupropion und Cytisin, den beiden anderen geprüften Wirkstoffen, fehlten dagegen Daten, auch weil diese von den Herstellern nicht übermittelt wurden. Zu deren Nutzen ist laut IQWiG daher keine Aussage möglich.