Erste Hilfe für die Seele lernen |
Erste-Hilfe-Kurse gibt es nicht für Verletzungen und Unfälle. Auch für seelische Notlagen kann man lernen, diese zu erkennen, richtig zu reagieren und zu helfen. / © Getty Images/Ghislain & Marie David de Lossy
Die Freundin zieht sich zurück, der Vater wirkt dauernd erschöpft, der Kollege reagiert plötzlich aggressiv: Oft sind das erste Anzeichen für eine psychische Krise. Doch wie reagiert man richtig – und wo hört Alltagsstress auf, wo beginnt eine Erkrankung? Antworten geben die sogenannten MHFA-Kurse (Mental Health First Aid). Sie vermitteln Laien Grundlagen im Umgang mit psychisch belasteten Menschen – ähnlich wie ein Erste-Hilfe-Kurs nach einem Unfall, nur für die Seele.
Das Konzept entstand 2000 in Australien: Der Psychologieprofessor Anthony Jorm und die Pädagogin und Krankenschwester Betty Kitchener entwickelten ein Schulungsprogramm, das Laien befähigt, Menschen mit psychischen Problemen initial zu helfen. 2019 brachte das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim die Schulungen nach Deutschland. Das ZI ist ein Krankenhaus für psychische Erkrankungen und eine Forschungseinrichtung der Psychiatrie und Psychotherapie. Initiatoren sind der dort leitende Oberarzt Professor Michael Deuschle sowie seine Kolleginnen Simona Maltese und Tabea Send.
Warum ist das wichtig? Zum einen kann jede und jeder, etwa durch Ereignisse, in eine akute seelische Ausnahmesituation kommen. Und: »Alle psychischen Störungsbilder können Krisen beinhalten – etwa Suizidgefahr bei Depression oder Panikattacken bei Angststörungen«, so Michael Deuschle.
In MHFA-Ersthelfer-Kursen vermitteln Fachleute, meist Psychologen oder Psychotherapeuten, Grundlagen zu häufigen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Psychosen, wie sich typische Symptome psychischer Erkrankungen zeigen – und wie man reagieren kann.