Es kommt auf die frühe Therapie an |
Konkret beschreibt das Krankheitsbild Skoliose eine Wirbelsäulenverkrümmung – und zwar in allen drei Raumebenen. Betroffen ist vor allem die frontale Aufsicht: Die Wirbelsäule ist nach links oder rechts außen, also seitlich, gekrümmt. In der seitlichen Ansicht ist ein Hohlkreuz, Rundrücken oder Flachrücken zu sehen. In der horizontalen Ebene wird das Ausmaß der Verdrehung um die Längsachse der Wirbelsäule deutlich, was zur Entstehung eines Lendenwulstes und Rippenbuckels führt.
Man unterscheidet verschiedene Arten der Skoliose abhängig von ihrer Ursache; diese kann eine Nerven- oder Muskelerkrankung sein, eine Knochenfehlbildung, eine Verschleißkrankheit oder ein komplexes Syndrom. In den meisten Fällen ist die Ursache aber unklar, die Skoliose erhält dann den Zusatz »idiopathisch«. Circa 0,5 bis 5 Prozent der Heranwachsenden weisen eine idiopathische Skoliose auf. Mädchen sind häufiger betroffen, vor allem bei stärker gekrümmter Wirbelsäule.
Um das Ausmaß einer Skoliose zu quantifizieren und davon abhängig eine Therapie abzuleiten, wird der sogenannte Cobb-Winkel bestimmt beziehungsweise am Röntgenbild gemessen. Auf dem Röntgenbild markiert der Arzt die beiden am stärksten geneigten Wirbelkörper am oberen und unteren Ende der Krümmung. Der Schnittpunkt der beiden Linien bildet den Cobb-Winkel; ab 10 ° spricht man von einer echten Skoliose, bei einem kleineren Winkel von einer »skoliotischen Fehlhaltung«.
Bei bis zu 40° bis 50° Krümmung lässt sich die Skoliose konservativ behandeln. Darüber hinaus ist eine Operation indiziert, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen. Ohne Operation würde die Krümmung stetig zunehmen, selbst wenn die Betroffenen ausgewachsen sind und die Zeit des Skelettwachstums, in der Skoliosen rasch massiv zunehmen können, bereits abgeschlossen ist. Ziel einer Operation ist eine bestmögliche Korrektur der Skoliose durch eingebrachte Implantate.
Wichtig ist, dass die Röntgenaufnahme zur Winkelbestimmung standardisiert im Stehen in einer Gesamtaufnahme der Wirbelsäule vom Kopf bis zum Becken erfolgt. Die Einhaltung dieses Standards ist für die Beurteilung des Röntgenbildes und die Vergleichbarkeit bei Verlaufskontrollen wichtig. »Betroffene sollten darauf achten, dass die Aufnahmen tatsächlich so erfolgen«, rät Schulte.
Betroffene im Wachstum laufen Gefahr, dass sich ihre Wirbelsäule weiter rasch verkrümmt. In dieser sensiblen Zeit sollten sie halbjährlich bei erfahrenen Ärzten vorgestellt und kontrolliert werden. Nach Abschluss des Wachstums sind Kontrollen aber nur in Einzelfällen nötig.
Vor jeder Röntgenuntersuchung sollte stets eine klinische Untersuchung erfolgen. Zu dieser gehören die Bestimmung des Schulterstandes, des Beckenstandes und des Rumpfüberhanges in der Ansicht von hinten, die Bewertung der Symmetrie der Taillendreiecke und die Quantifizierung des Rippenbuckels und des Lendenwulstes mittels einer Wasserwaage. Diese Kriterien kann man auch selbst oder mithilfe der Familie vor einem Arztbesuch prüfen.
Solange das Skelett noch wächst (abschätzbar am Alter der ersten Regelblutung und auf einem Röntgenbild der linken Hand an den Wachstumszonen der Knochen), ist das Korsett die wirksamste Therapie bei einer Skoliose im Bereich zwischen 25° und 50° in der Brustwirbelsäule sowie 20° und 40° in der Lendenwirbelsäule. Begleitend sollten Betroffene Physiotherapie bekommen und Sport machen.