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Mehr als nur Jod

Essen für die Schilddrüse

Die Schilddrüse hat bei gesunden Erwachsenen nur etwa die Größe einer Walnuss, trotzdem aber enormen Einfluss auf das körperliche und geistige Wohlbefinden. Damit sie normal arbeiten kann, ist sie auf kontinuierliche Zufuhr an Spurenelementen angewiesen. Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung hilft dabei.
AutorKontaktInka Stonjek
Datum 25.05.2020  16:00 Uhr

Jod und seine Helfer

Damit diese Prozesse problemlos ablaufen können, braucht die Schilddrüse allerdings mehr als nur Jod. »Das Spurenelement ist sicher der bekannteste Baustoff, aber nicht der einzige. Die Schilddrüse ist ebenso auf Selen und Eisen angewiesen«, erklärt Astrid Donalies von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Spurenelemente kommen nur in geringer Menge im menschlichen Körper vor. »Das bedeutet aber nicht, dass sie unbedeutend sind – ganz im Gegenteil«, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin.

Etwa 15 bis 20 Milligramm Jod enthält der menschliche Organismus bei ausreichender Versorgung, wovon die Schilddrüse etwa 80 Prozent auf Lager hat. Dazu schleust sie die im Blut zirkulierenden Iodid-Ionen in ihre Follikellumen ein. Dort sitzt an der Zellmembran verankert das Enzym Thyreoperoxidase (TPO). Es enthält in seinem aktiven Zentrum eine Hämgruppe, weshalb seine Aufgaben – die Oxidation des Jodids und seine Anheftung an Tyrosyl-Reste – von einer guten Eisenversorgung abhängen.

Die Schilddrüse produziert vorwiegend T4. Seine Konzentration im Blutplasma beträgt etwa das Vierzigfache der T3-Konzentration, weshalb das Hormon stetig zur Umwandlung in T3 herangezogen wird. Katalysiert wird dieser Schritt von Jod-abspaltenden Enzymen, den Dejodasen; unter anderem in Leber und Niere, die wiederum Selen als Cofaktor brauchen. Das Spurenelement ist außerdem Bestandteil der Glutathionperoxidase (GPx), ein Enzym, das überschüssig gebildetes Wasserstoffperoxid abbaut. Diese reaktive Sauerstoffverbindung ist bei der Jodierung nötig, kann allerdings die Zellen oxidativ schädigen.

Health Claims

Grundlage für eine gesunde und funktionsfähige Schilddrüse ist daher ein kontinuierlicher Vorrat an diesen drei Spurenelementen. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich gesichert, sodass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sogar Health Claims für Selen und Jod zugelassen hat. Wichtig zu wissen: Es geht bei diesen Aussagen nur darum, normale Funktionen aufrechtzuerhalten, nicht aber um eine Leistungssteigerung. Präparate dürfen demnach mit den Aussagen »Selen trägt zu einer normalen Schilddrüsenfunktion bei« und »Jod trägt zu einer normalen Produktion von Schilddrüsenhormonen und zu einer normalen Schilddrüsenfunktion bei« beworben werden.

Allerdings liegt die tägliche Jodaufnahme hierzulande durchschnittlich bei nur etwa 100 Mikrogramm, also etwa der Hälfte der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Tageszufuhr.  Ein andauernder Mangel an Jod veranlasst die Schilddrüse, langsam, aber stetig einen Kropf auszubilden. In Deutschland, das als Jod-Mangelgebiet gilt, kommt eine solche Vergrößerung bei 20 bis 35 Prozent der Bevölkerung vor.

Ursache sind jodarme Böden und jodarmes Trinkwasser, weil die jodreiche Humus-Schicht nach der Eiszeit ausgewaschen wurde. Dieses Defizit zieht sich bis heute durch die gesamte Nahrungskette. Durch die seit Mitte der 1980er-Jahre geltende Empfehlung, über die gesamte Wertschöpfungskette von Lebensmitteln hinweg jodiertes Speisesalz zu verwenden, hat sich die Versorgung der Bevölkerung verbessert. Einen Beitrag geleistet hatte auch die Verwendung von jodiertem Tierfutter, das Milch und Milchprodukten angereichert hat. Aktuelle Daten zeigen jedoch, dass die Jodversorgung der Bevölkerung immer noch nicht optimal ist beziehungsweise sogar wieder eine rückläufige Tendenz aufweist.

Auch Selen ist in europäischen Böden knapp. Künftig könnte sich diese Situation sogar noch verschärfen. Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich haben berechnet, dass der Klimawandel bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf zwei Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen zu Selenverlusten von durchschnittlich neun Prozent führen könnte. Bei einem Mangel an Selen ist die Aktivität der Glutathionperoxidase verringert, was mit einem höheren Risiko für Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht wird. Der Zusammenhang ist wissenschaftlich nicht gesichert, ließe sich aber durch die eingeschränkte GPx-Schutzwirkung erklären. Im Gegensatz zur Glutathionperoxidase sind die Dejodasen erst bei sehr ausgeprägtem Selenmangel beeinträchtigt.

Die Versorgung mit Eisen ist in der deutschen Bevölkerung jedoch gut. Risikogruppen für eine Unterversorgung sind lediglich Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase sowie Schwangere und Stillende. Andere Bevölkerungsgruppen nehmen hingegen aufgrund ihrer Fleisch-lastigen Ernährungsweise viel mehr Eisen auf, als für die Bedarfsdeckung notwendig wäre. Ein Mangel an Eisen würde die Aktivität der Thyreoperoxidase beeinträchtigen und somit Schilddrüsenfunktionsstörungen verursachen.

Jod [µg/Tag] Selen [µg/Tag] Männer Selen [µg/Tag] Frauen Eisen [mg/Tag] Männer Eisen [mg/Tag] Frauen
15 bis unter 19 Jahre 200 70 60 12 15
19 bis unter 25 Jahre 200 70 60 10 15
25 bis unter 51 Jahre 200 70 60 10 15
51 bis unter 65 Jahre 180 70 60 10 10
65 Jahre und älter 180 70 60 10 10
Schwangere 230 60 30
Stillende 260 75 20
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr: So viel Jod, Selen und Eisen braucht der Mensch pro Tag. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung
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