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Chronobiologie

Essen nach der inneren Uhr

Beim Essen spielt offenbar nicht nur die Lebensmittelauswahl, sondern auch der richtige Zeitpunkt eine Rolle. Immer mehr Studien weisen auf die Bedeutung sogenannter circadianer Rhythmen für die Gesundheit hin. Um welche Uhrzeit wir essen, nimmt Einfluss auf den Stoffwechsel und die Verwertung der Nährstoffe.
Ulrike Becker
04.06.2020  13:00 Uhr

Energieverbrauch variiert

Feste Essenszeiten haben sich in der heutigen Zeit bei vielen Menschen überholt. Statt regelmäßiger Mahlzeiten zu festgelegten Uhrzeiten gibt es rund um die Uhr ein Überangebot an Nahrung. Das führt dazu, dass viele täglich über einen Zeitraum von 15 Stunden oder mehr immer wieder etwas essen. Professor Satchin Panda, Professor am Salk Institute in Kalifornien, ist überzeugt, dass gerade das späte Abendessen und Knabbern vor dem Fernseher nicht dem biologischen Rhythmus entspricht. Der Forscher geht davon aus, dass es ein Zeitfenster gibt, in dem der Stoffwechsel Nahrung besonders effektiv verwertet und andere Zeiträume, in denen er auf Sparflamme läuft. Menschen könnten demnach ihre Stoffwechselgesundheit verbessern, wenn sie ihre Mahlzeiten in einem täglichen Zeitfenster von acht bis zwölf Stunden zu sich nehmen. Der amerikanische Wissenschaftler fand in Untersuchungen mit Mäusen heraus, dass diejenigen Tiere schlanker, aktiver und gesünder waren, die nur innerhalb einer Zeitspanne von maximal zwölf Stunden fraßen. In der Vergleichsgruppe gab es für die Labortiere die gleiche Kalorienmenge über einen größeren Zeitraum. Diese Unterschiede zeigten sich bereits nach gut drei Monaten. Sollten weitere Studien die Vorteile des zeitlich begrenzten Essens beim Menschen bestätigen, könnte dies die Behandlung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes deutlich verändern, so der Forscher. Er ist überzeugt, dass es nicht allein auf die Energiebilanz ankommt, sondern weitere Faktoren am Körpergewicht beteiligt sind.

Ob der Zeitpunkt des Essens eine Rolle für die Energieverwertung spielt, dem ging eine aktuelle Studie der Universität Lübeck nach. Die Forscher erfassten dazu die postprandiale Thermogenese nach dem Essen. Sie steht für die Stoffwechselreaktion nach einer Mahlzeit in Form einer gesteigerten Wärmeabgabe und zeigt den Energieverbrauch nach dem Essen an. Die 16 Teilnehmer der Studie konsumierten zunächst über drei Tage ein kalorienarmes Frühstück und ein kalorienreiches Abendessen. An den folgenden Tagen wurde die Reihenfolge umgedreht, wobei der Kaloriengehalt identisch blieb. Die Forscher maßen die Wärmeproduktion, bestimmten Parameter des Glucosestoffwechsels und ließen die Teilnehmer ihren Hunger und Appetit auf Süßigkeiten anhand einer Skala einschätzen.

Ihre Messungen zeigten, dass unabhängig davon, ob das Frühstück kalorienreich oder kalorienarm war, die Thermogenese morgens 2,5-fach höher war als abends. Das Ergebnis war unabhängig davon, was abends auf den Tisch kam und es spielte keine Rolle, ob abends viel oder wenig Energie aufgenommen wurde. Das heißt, morgens wird offenbar grundsätzlich mehr Energie verbraucht als abends. Der Anstieg der Blutzucker- und Insulinkonzentrationen verlief nach dem Frühstück zudem moderater als nach dem Abendessen, auch wenn dieses kalorienarm ausfiel. Das heißt, der Körper folgt unabhängig von der zugeführten Energie einem circadianen Rhythmus. Interessant war bei dieser Studie auch die Erkenntnis, dass das kalorienarme Frühstück im Laufe des Tages das Hungergefühl erhöhte, besonders den Appetit auf Süßigkeiten. Das spricht dafür, gerade während einer Diät lieber ausgiebig zu frühstücken, als den Hunger bis abends aufzuschieben und dann eine größere Mahlzeit zu konsumieren. So lassen sich zudem Blutzucker- und Insulinspitzen vermeiden, was sich günstig für die Prävention einer Insulinresistenz und damit von Typ-2-Diabetes auswirkt.

Eine weitere aktuelle Studie aus den USA bestätigt, dass Lebensmittel im Laufe des täglichen Zyklus unterschiedlich verstoffwechselt werden. Die Forscher erfassten den Energieverbrauch ihrer Probanden über eine Ganzraum-Atemkammer an zwei separaten 56-Stunden-Sitzungen. In einer Sitzung wurde eine der drei täglichen Mahlzeiten als Frühstück angeboten, während in der anderen Sitzung eine ernährungsphysiologisch gleichwertige Mahlzeit am späten Abend eingenommen wurde. Die Dauer des nächtlichen Fastens war für beide Sitzungen gleich. Hinsichtlich des Gesamtenergieverbrauchs zeigten sich bei der Auswertung keine Unterschiede. Allerdings wich das Atemaustauschverhältnis – ein Marker für die Fettoxidation – während des Schlafes bei den beiden Sitzungen voneinander ab. Dies ließ sich nicht auf Unterschiede in der körperlichen Aktivität, Schlafstörungen oder der Körpertemperatur zurückführen. Die Forscher stellten vielmehr fest, dass der Zeitpunkt des Nährstoffangebots eine Rolle für den Stoffwechsel spielt. So führte die Mahlzeit am späten Abend im Vergleich zum morgendlichen Essen zu einer signifikant geringeren Fettverbrennung. Die Ergebnisse bestätigen: Der Zeitpunkt beeinflusst, wie der Stoffwechsel des Menschen Nahrung verwertet.

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