Fett essen, gesünder leben? |
In Internetforen und Ratgebern wird die ketogene Ernährung bei Krebs empfohlen. Auch einige Ärzte sind der Ernährungsform bei Krebs gegenüber sehr aufgeschlossen. Als Begründung der krebshemmenden Wirkung führen sie auf, dass der Stoffwechsel von Tumorzellen von Kohlenhydraten abhängig sei. Die Diät könnte das Wachstum mancher Tumoren hemmen, die vorwiegend Energie aus der Nutzung von Glucose ziehen. Forscher der Universitätsklinik in Würzburg beschäftigen sich seit Jahren mit dem Tumorstoffwechsel und der ketogenen Diät.
Ergebnisse aus Zell- und Tierstudien zeigen, dass Tumoren schlechter und langsamer wachsen. Einzelbeobachtungen deuten darauf hin, dass sich Krebspatienten unter der fettreichen Kost körperlich fitter fühlen und Chemotherapien besser vertragen werden. In einer Stellungnahme rät die deutsche Krebsgesellschaft (DKG) jedoch Menschen mit Krebserkrankungen von der ketogenen Ernährungsweise ab. Daten aus Zellkulturen und Tierversuchen seien nicht eindeutig und teilweise gegensätzlich und der Effekt beim Menschen wissenschaftlich nicht bewiesen. Auch andere Wissenschaftler lehnen die Krebs-Diät ab, zumal sie nur unter strenger ärztlicher Betreuung durchgeführt werden darf und mögliche unerwünschte Wirkungen wie Appetitmangel und Gewichtsverlust zu befürchten sind.
Gerade in den ersten Wochen der Umstellung sind vorübergehende Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Erschöpfung nicht selten. Andere Studien weisen darauf hin, dass kohlenhydratarme Diäten mit erhöhten Harnsäurespiegeln und mit einem höheren Risiko für Gicht und Nierensteine assoziiert sein könnten. Gerade Menschen mit Nieren- oder Lebererkrankungen sollten die Ernährung nicht ohne Absprache mit ihrem Arzt durchführen. Aufgrund der geringen Aufnahme von Ballaststoffen leidet mancher auch unter Verstopfung. In extremen Fällen kann eine ketogene Ernährung eine schwere metabolische Acidose – also eine Übersäuerung – verursachen, die gravierende Folgen haben kann.
Experten sehen vor allem die hohe Fettaufnahme als problematisch an. Da rotes Fleisch, fetter Käse, Speck und Co. ausdrücklich erlaubt sind, besteht die Gefahr, dass zu viele gesättigte Fettsäuren aufgenommen werden, die sich nachteilig auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken können. Jedoch ist die Wirkung ketogener Diäten auf kardiovaskuläre Risikofaktoren unklar. Große Mengen roten Fleischs stehen außerdem mit anderen Erkrankungen im Zusammenhang wie Darmkrebs. Die Risiken sind sicherlich eng mit dem individuellen Ernährungsplan verknüpft. Das heißt, ob die Wahl der Fettquellen bevorzugt auf tierische Lebensmittel fällt oder auf eine Ernährung mit einem höheren Anteil als gesund bewerteter Fette.
Auch wenn die Kost Gemüse beinhaltet, macht es die begrenzte Auswahl an gesundem Essen schwer, genügend Mikronährstoffe aufzunehmen. Denn viele Obstsorten, Vollkornprodukte und kohlenhydratreiches Gemüse tragen wesentlich dazu bei, dass die Menschen mit Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen versorgt sind. Zudem werden speziell die für den Körper wichtigen unlöslichen Ballaststoffe fast vollständig verdrängt, die sich hauptsächlich in Vollkornprodukten finden.