Finger weg vom Riesenpickel |
Barbara Döring |
07.02.2023 08:00 Uhr |
Gerade wenn der Furunkel ein großes Druckgefühl verursacht, ist die Versuchung vielleicht groß, daran herumzudrücken oder gar eine Nadel hineinzustechen, um den Eiter zu entleeren. Davon sollte Betroffenen dringend abgeraten werden. Die Bakterien könnten sonst tiefer ins Gewebe eindringen und die Entzündung breitet sich weiter aus. Vor allem im Gesicht, etwa im Bereich von Nase oder Oberlippe, ist Vorsicht geboten. Gelangen die Erreger in die nahegelegenen Hirnvenen, besteht die Gefahr eines Blutgerinnsels (Sinusvenenthrombose) oder einer Meningitis.
Meist heilt ein Furunkel von selbst ab, wenn er nach ein paar Tagen herangereift ist und sich der Eiter entleert hat. Manchmal verschwindet der Furunkel wieder, ohne sich zu öffnen. Der Eiter wird dann vom Körper abgebaut. Um die Reifung zu beschleunigen, haben sich feucht-warme Umschläge oder Teilbäder bewährt, zum Beispiel mit Kamille (wie Kamillosan® Wund- und Heilbad). Ein altes Hausmittel sind Quarkwickel, die im Anfangsstadium eines Furunkels angewendet werden können. Der Wickel aus dünnem Tuch und Magerquark wird auf die Haut aufgelegt und erneuert, wenn der Quark warm geworden ist. Ein effektives Mittel, um den Heilungsprozess zu beschleunigen, ist Zugsalbe. Das enthaltene schwefelreiche Schieferöl wirkt antibakteriell und antientzündlich und (Ammoniumbituminosulfonat) »zieht« die Entzündung an die Hautoberfläche. So reift der Furunkel schneller heran und der Eiter kann sich entleeren. Schmerz und Spannungsgefühl lassen nach.
Zugsalbe gibt es in unterschiedlichen Konzentrationen. Zubereitungen mit 20 Prozent Wirkstoff sind für leichtere Entzündungen im oberen Hautbereich geeignet. Beim tiefergehenden Furunkel sollte eine Salbe mit 50 Prozent Schieferöl gewählt werden, die eine stärkere Zugwirkung hat (Ichtholan® 50 %, Zugsalbe effect 50 %). Die Zugsalbe wird am besten mit einem Wattestäbchen gezielt auf die desinfizierte Hautstelle aufgetragen. Schieferöl ist ein Naturprodukt, das durch unterschiedliche organische Substanzen seine charakteristische schwarze Farbe erhält. Damit es keine Flecken auf der Kleidung hinterlässt, empfiehlt es sich, die behandelte Hautstelle mit einem Verband abzudecken. Er sollte täglich oder jeden zweiten Tag gewechselt werden. Angetrocknete Salbenreste lassen sich vor der nächsten Behandlung vorsichtig mit Wasser und Seife entfernen. Die Anwendung von Schieferöl ist unbedenklich. Es handelt sich nicht, wie oft vermutet, um Teer und ist nicht krebserregend.