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Diversitätsmedizin

Für alle die gleiche Therapie?

Seit diesem Sommer existiert an der Ruhr-Universität Bochum ein neues Institut für Diversitätsmedizin. Ziel ist die gesundheitliche Gleichstellung – nicht nur von Frauen und Männern, sondern auch im Hinblick auf sämtliche biologischen und sozialen Merkmale, die Menschen unterscheiden.
AutorKontaktBarbara Erbe
Datum 17.11.2023  08:30 Uhr

Mehr Nebenwirkungen bei Frauen

»Retrospektive Subgruppenanalysen zeigen aber, dass Schwarze Menschen, die in den Studien bisher unterrepräsentiert waren, genauso gut auf eine wesentlich niedriger dosierte Therapie ansprechen – und dann auch mit leichteren Nebenwirkungen rechnen können.« Frauen, eine ebenfalls in Studien unterrepräsentierte Gruppe, tragen ein doppelt so hohes Risiko, durch die ASCT schwere Nebenwirkungen zu erleiden, wie Männer. Auch für andere Krebstherapien, unter anderem mit 5-Fluorouracil (5-FU), gilt, dass Frauen deutlich häufiger Nebenwirkungen erleben als Männer. »Einer der Gründe dafür könnte sein, dass bei ihnen wegen ihres in der Regel geringeren Körpergewichts die Dosis dichter ist«, erläutert die Onkologin. Interessant sei nun aber eine Situation, in der mehrere Merkmale, die in Studien unterrepräsentiert sind, gleichzeitig vorkommen – beispielsweise eine Schwarze Frau. Möglicherweise sind in solchen Situationen die Abweichungen von den Ergebnissen aus den klinischen Studien besonders ausgeprägt.

Ein weiteres Beispiel für unberücksichtigte Unterschiede in der Therapie ist die Behandlung von Darmkrebs. Auch hier ist es so, dass die Empfehlung der Leitlinie nur für einen Teil der Betroffenen – nämlich für die Männer – optimal funktioniert. Darmkrebs bei Männern lässt sich besser mit einer Kombination aus zwei Chemotherapoeutika behandeln, während bei Frauen eine Monotherapie mit einem Chemotherapeutikum ebenso gute Ergebnisse zeigt. Dennoch empfiehlt die Leitlinie in beiden Fällen die – mit stärkeren Nebenwirkungen belastete – Kombinationstherapie.

Falsche Diagnosen

Die bekanntesten und bestuntersuchten Determinanten von Gesundheit und Behandlung seien genetische Polymorphismen aufgrund der geografischen Herkunft, Geschlecht/Geschlechtsidentität und sozioökonomischer Status, berichtet von Lilienfeld-Toal. »Im schlimmsten Fall führt eine Nichtbeachtung dieser Faktoren zu falschen Diagnosen und zu Fehlbehandlung.« Beispielsweise gebe es Studien, die belegen, dass Herzinfarkte bei Frauen später diagnostiziert und behandelt werden als bei Männern, mit entsprechenden negativen Folgen. Belegt sei auch, dass die Heilungschancen bei vielen Krankheiten für Menschen in ärmeren Wohngegenden geringer sind als für diejenigen, die in reicheren Vierteln wohnen. »Arme Menschen bekommen häufiger Krebs, und sie sterben dramatisch häufiger daran.« Generell haben in Deutschland Menschen mit starker sozioökonomischer Deprivation eine geringere Lebenserwartung als Menschen ohne Deprivation – bei Männern kann dieser Unterschied bis zu sechs Jahren betragen.

Für die USA zeige die Datenlage, dass beispielsweise Angehörige von Minderheiten an sich (das heißt auch nach Berücksichtigung des sozioökonomischen Status) medizinisch schlechter versorgt würden als weiße Amerikaner. »Entsprechende Daten für Deutschland sind bisher noch unsystematisch beziehungsweise lückenhaft, allerdings weisen die vorhandenen Studien auf ähnliche Phänomene hin.«

Dies zu verändern, ist das erklärte Ziel der Diversitätsmedizin. Diese berücksichtigt über das bislang Erwähnte hinaus auch Faktoren wie Alter, körperliche Behinderung oder sexuelle Orientierung – ebenso wie den kulturellen Hintergrund oder die Religion, die sich durchaus auf die Wahrnehmung von Krankheit und den Behandlungsverlauf auswirken können. So wiesen Studien schon länger auf einen Zusammenhang zwischen Religion und Gesundheit hin, berichtet Sabrina Koch, die innerhalb ihres Studiums der Gesundheitsökonomie an der Hochschule Stralsund zu dem Thema arbeitet. »Gläubige haben oft mehr Vertrauen in Heilungsprozesse und eine positivere Grundeinstellung, durch den Glauben an eine höhere Macht, die über den weiteren Krankheitsverlauf bestimmt. Dies kann aber auch ein Grund sein, um ärztliche Hilfe gar nicht oder erst spät in Anspruch zu nehmen«, erläutert sie gegenüber PTA-Forum. Koch stellt fest, dass es unter Medizinstudentinnen und -studenten ein großes Interesse gibt, in der Ausbildung mehr über Diversität in der Medizin zu erfahren. »Als Pflichtthema ist das aber in den Ausbildungsrichtlinien nicht verankert.«

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