Geschmeidig statt spröde |
Barbara Döring |
30.11.2023 09:00 Uhr |
Ein weiterer häufiger Grund für trockene Haut sind Hauterkrankungen, bei denen die Hautbarriere gestört ist, etwa Neurodermitis, Psoriasis oder Kontaktekzeme. »Auch nach einer Gürtelrose ist die Haut einschließlich der Hautbarriere geschädigt«, weiß Ständer. Schließlich können systemische Erkrankungen, die in das metabolische Geschehen der Haut eingreifen, trockene Haut fördern.
An erster Stelle betrifft das Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind. Vermutlich spielt hier der veränderte Stoffwechsel auch in der Haut während der Dialyse eine Rolle. »Bei Dialysepatienten ist die Haut oft so trocken und juckend, dass es einen eigenen Begriff dafür gibt: die urämische Xerosis«, führt Ständer aus. Schließlich geht in vielen Fällen ein Diabetes mellitus mit trockener Haut einher, von dem viele Dialysepatienten betroffen sind. Juckreiz kann zudem auf hohe Blutzuckerwerte hindeuten, schon bevor ein Diabetes diagnostiziert wurde, sodass es sinnvoll sein kann, Kunden zu einem Blutzuckertest zu raten.
Bestimmte Medikamente können ebenfalls als Nebenwirkung zu einem trockenen Hautbild beitragen. So senken Statine nicht nur die Blutfettwerte, sondern mitunter auch den Fettgehalt der Haut. Ein weiteres Beispiel sind Diuretika. Bei starken Beschwerden sollten Patienten mit dem behandelnden Arzt sprechen, der eventuell die Medikation umstellen kann.
Trockene Haut ist in jedem Fall ernst zu nehmen und kein rein kosmetisches Problem. Denn ist die oberste Hautschicht rissig, entstehen schnell Verletzungen, die zu Infektionen mit Pilzen oder Bakterien führen können und die Beschwerden weiter verstärken. Zudem dringen Allergene leichter ein, sodass ein erhöhtes Risiko für eine Sensibilisierung und ein Kontaktekzem besteht.
Wenn Kunden wegen trockener Haut oder Juckreiz in der Apotheke Hilfe suchten, rät die Dermatologin nachzufragen, wie lange die Beschwerden bereits bestehen. Bereitet die Haut schon länger als sechs Wochen Probleme, sei zum Arztbesuch zu raten, um zu klären, ob es sich »nur« um trockene Haut handelt oder ob sich eine Erkrankung andeutet. Die Frage nach der Dauer der Beschwerden sei besonders wichtig, da eine andauernde Symptomatik auf zahlreiche Krankheiten bis hin zu einem systemischen Lymphom hindeuten könnten.
Auch wenn trockene Haut oder Juckreiz sehr plötzlich auftreten, kommen abhängig vom Alter viele Ursachen für Juckreiz in Betracht. »Bei Kindern ist es oft eine Neurodermitis, bei jungen Erwachsenen kann es auch mal eine Nesselsucht sein«, sagt die Juckreizexpertin. Die Frage, ob Hauterscheinungen bestehen, sei ebenfalls wichtig, wenn es darum geht, akute Hilfe anzubieten. »Bestehen zum Beispiel typische Quaddeln, wäre ein Antihistaminikum zu empfehlen«, rät Ständer. Andere unerklärliche Veränderungen wie starke Rötungen oder erhabene Papeln oder Knoten, seien ein Fall für den Dermatologen.