Geschmeidig statt spröde |
Barbara Döring |
30.11.2023 09:00 Uhr |
Regelmäßiges Cremen kann mühsam sein, zahlt sich aber aus. Anschaulich macht das laut Ständer der Vergleich von trockener Haut mit einer Mauer, der Mörtel fehlt, sodass zwischen den Ziegeln Lücken entstehen. Bei der Haut bilden Fett und Feuchtigkeit das Bindemittel, das die schützenden Keratinozyten der Oberhaut zusammenhält. Bröckelt der Mörtel, braucht es Hilfe von außen: »Einmal täglich zu cremen, reicht in der Regel aus«, sagt Ständer. Bei sehr trockener Haut kann auch zweimal täglich sinnvoll sein, vor allem nach dem Duschen oder Baden.
Bei der Reinigung ist zudem darauf zu achten, dass die Wassertemperatur nicht zu hoch eingestellt wird. Je heißer das Wasser, umso leichter löst es das Fett aus der Haut. Für ein Vollbad gilt: Maximal zehn Minuten bei 35 Grad Celsius sind gut verträglich. Auch herkömmliche Seifen waschen wertvolles Fett aus der Haut. Kunden sollte nahegelegt werden, möglichst darauf zu verzichten und Duschöle oder rückfettende Badezusätze zu verwenden, die ebenso reinigen und gleichzeitig pflegen. Beim Abtrocknen wird die Haut besser nur sanft abgetupft, um die schützende Barriere durch starkes Rubbeln nicht zu stark zu strapazieren.
Auch die Hände dürfen bei der Pflege nicht zu kurz kommen. Gerade in der Erkältungszeit, wenn sorgfältige Hygiene besonders gefragt ist, sind Mittel zur Handdesinfektion in der Regel besser geeignet als Wasser und Seife. Je nachdem wie die Hände beansprucht werden, eignet sich für das regelmäßige Eincremen eine Handcreme, die schnell einzieht oder eine Schutzsalbe (zum Beispiel Eucerin® Atopi Control Handcreme oder Excipal® Protect Hand-Schutzcreme von Galderma).
Hat sich im Winter bei einer bestehende Hauterkrankung wie Neurodermitis oder Psoriasis die Hauttrockenhaut verstärkt, hilft oft eine optimierte Pflege weiter. Die meisten Patienten kennen ihre Beschwerden genau, aber suchen Hilfe, weil es gerade besonders stark juckt. Die Expertin rät in solchen Fällen noch einmal auf die Pflegegewohnheiten einzugehen und gegebenenfalls Tipps zu einer Optierung oder Intensivierung zu geben. Für Kinder mit Neurodermitis eigenen sich etwas leichtere Texturen (zum Beispiel Physiogel® Calming Relief).
Was ist dran, an der Behauptung, die Haut würde durch Gewöhnung erst recht austrocknen, wenn sie häufig eingecremt wird? »Das galt für Präparate, die wir bis in die 60er Jahren hatten«, erklärt Professor Dr. Dr. Sonja Ständer. »Die Substanzen sind tief in die Epidermis (oberste Hautschicht) eingedrungen und haben den Keratozyten-Metabolismus gestört«. Mit allen modernen Präparaten sei das ausgeschlossen. Pflegeprodukte und ihre Inhaltsstoffe entsprechen heute strengen Standards gemäß der Kosmetikverordnung. Die Liste an Inhaltsstoffen, die in Deutschland nicht erlaubt und in Verkehr gebracht werden dürfen, wird regelmäßig aktualisiert. Allerdings sei es individuell, ob man mit einer Creme klarkommt oder nicht. »Deshalb ist es super, dass es in Apotheken Muster gibt, um im Zweifel ein Produkt auszuprobieren«, sagt die Dermatologin.