Gesund mit Dr. Wald |
Barbara Döring |
03.04.2023 12:00 Uhr |
Nicht nur der Wald, auch die Natur allgemein und Grünflächen in Stadtnähe fördern das körperliche und geistige Wohlbefinden. So zeigt eine finnische Studie, dass Menschen umso weniger Psychopharmaka, Asthma-Medikamente oder blutdrucksenkende Mittel benötigten, je häufiger sie Natur erlebten. In einer früheren Studie machten Probanden entweder einen 90-minütigen Spaziergang durch den Wald oder durch die Stadt. Diejenigen, die durch die Natur liefen, berichteten anschließend über weniger Angstsymptome. Auch Grübeln (Rumination), das mit einem erhöhten Depressionsrisiko verbunden ist, wurde reduziert. Laut Meyer-Lindenberg haben Grünflächen gerade bei Stadtbewohnern und ängstlichen Menschen positive Wirkungen auf die Gehirnfunktion. Nach einer Analyse der Harvard University in Cambridge von Daten von fast 62 Millionen US-Bürgern senkt eine Umgebung mit viel Grün, Parks und Wasser zudem das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Bäume, Rasenflächen, Blumenbeete und Parks in der Stadt sind dem Psychiater zufolge ein wichtiger schützender Faktor.
Bei der Entwicklung von Kindern ist die Umwelt, die sie umgibt, ebenfalls von zentraler Bedeutung, schreiben die Psychologinnen Dr. Dörte Martensen und Dr. Nicole Bauer im Journal »Umweltpsychologie«. Das Fachgebiet beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Einfluss der Natur auf den Menschen. Die Interaktion von Kindern mit der natürlichen Umwelt zeige deutlich einen positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung, schreiben die Psychologinnen von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde und der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landwirtschaft in der Schweiz. Alltägliche Naturerfahrungen förderten nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden, sondern auch die Kompetenzentwicklung und das Umwelthandeln im späteren Leben.
Doch mit einem einzelnen Baum oder einem reinen Fichtenwald ist es offenbar nicht getan: Bei der gesundheitlichen Wirkung spielt auch die Vielfalt der Natur eine Rolle. Je zahlreicher die Pflanzenarten in einer Region, umso besser geht es den Menschen, die dort leben, zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Biodiversitätsforschung, des Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum und der Universität Kiel. Laut der Forscher geht eine große Artenvielfalt mit besseren Umweltbedingungen einher, die sich indirekt positiv auf die Gesundheit auswirken.