Häufige Fragen zu Potenzmitteln |
Auch wenn es schwerfällt: Christian Wülfing rät dazu, bei Potenzproblemen offen mit dem Arzt zu sprechen, statt das Mittel aus unseriösen Quellen aus dem Internet zu besorgen – und dort mitunter an Fälschungen zu geraten.
Wer zu große Scham besitzt, könnte alternativ auch eine seriöse telemedizinische Plattform mit einer Videosprechstunde wählen. Bezahlen muss man übrigens immer selbst, die Krankenkasse übernimmt die Kosten für Potenzmittel nicht.
Es gibt Männer, für die diese Medikamente nicht infrage kommen: etwa nach bestimmten Operationen wie bei Prostatakrebs, einem Enddarm-Karzinom oder zum Teil auch bei Bestrahlungen, die die Nerven schädigen. Um das Glühbirnenbild von Urologie-Professor Wülfing zu bemühen: »Der Strom muss fließen. Wenn die Kabel durch sind, dann kann auch die Glühbirne nicht mehr brennen.«
Die Gruppe jener, die die Medikamente aufgrund gesundheitlicher Risiken nicht nehmen dürfen, ist übrigens überschaubar: »Bei Medikamenten mit der Wirkstoffgruppe der Nitrate, die bei speziellen Herzproblemen verabreicht werden, sollte man sie aufgrund von Wechselwirkungen nicht verordnen«, sagt Christian Wülfing.
Die Ansage, Viagra wäre grundsätzlich bei Bluthochdruck oder Herzerkrankungen gefährlich, sei Quatsch. »Für die allermeisten ist das wirklich unkritisch. Wenn sie in der Lage sind, einen Sexakt kräftemäßig zu gestalten und sich fit fühlen, warum sollten sie dann nicht ihre Lebensqualität mit Sexualität verbessern?«, sagt Christian Wülfing.
Nebenwirkungen sind dem Urologen zufolge eher nicht zu befürchten: »Die meisten Männer vertragen es absolut gut. Selten kommt es mal zu Kopfschmerzen oder einer verstopften Nase.«
Als grobe Faustregel gilt: eine Stunde vor dem Sex. »Das ist natürlich von Mann zu Mann unterschiedlich«, sagt Christian Wülfing. »Mal wirkt es nach 30 Minuten, mal nach 90.« Und dann kommt es noch auf die ganz individuellen Pläne und Vorlieben an, die auch bestimmen, welcher Wirkstoff der richtige ist. »Es gibt Männer, die haben immer sehr regelmäßig zum ähnlichen Zeitpunkt Sex. Dann ist Viagra die richtige Wahl – mit einer Wirkung von etwa drei Stunden«, sagt der Experte.
Wer es jedoch spontan mag und allzeit bereit sein möchte, der sollte einen Wirkstoff wählen, der eine längere Wirkung hat: also etwa Tadalafil, das bis zu drei Tage eine Erektion optimieren kann.
Nach oben sind übrigens keine Grenzen gesetzt: »Je nach Dosierung können Sie Viagra jeden Tag nehmen. Auch schon nach ein paar Stunden, wenn die Wirkung weg ist«, sagt Wülfing. Bei allen Mitteln jedoch gilt: niemals die angegebene Maximaldosis überschreiten.
Übrigens: Der Urologe ist überzeugt, dass Potenzmittel selbst dann eine Wirkung haben könnten, wenn sie ohne Wirkstoff, also quasi als Placebo, eingenommen würden. »Es gibt Männer, die sich mit der Pille einfach sicherer fühlen. Da klappt es schon nach zehn Minuten – und hätte vermutlich auch ohne funktioniert, wenn der Kopf nicht dazwischenfunken würde.«