Handekzem-Therapie in Stufen |
Die Einschätzung des Schweregrads der Hautläsionen sei entscheidend für die richtige Wahl der Therapie und außerdem für den Prozess der Anerkennung als Berufskrankheit relevant, heißt es in der Pressemittelung. Zur Bewertung der Handekzemschwere nennt Bauer konkret den sogenannten Hand eczema severity index (HECS)-Score und den validierten Photographic guide an. Beide werden in der Leitlinie genau besprochen.
Herzstück der Leitlinie stellt ein Stufenschema der Therapieoptionen dar, die sich an dem Schweregrad der Hautläsionen orientieren (siehe Grafik).
Stufenschema für die Behandlung des Handekzems (nach S2k-Leitlinie, Bauer, A., et al.) / Foto: Grafik: PZ/Jens Ripperger
Zur Prävention und Basistherapie werden Hautpflegemittel mit Feuchthaltefaktoren und Lipiden eingesetzt, obwohl es laut Leitlinie nur wenige Belege für deren therapeutische Wirksamkeit wie die Verringerung des Juckempfindens oder Verlängerung der Zeit bis zum nächsten Schub gibt. Dennoch empfehlen die Autoren ausdrücklich ihren Einsatz, um die Barrierefunktion der Haut zu erhalten oder zu stärken. Es gebe auch keine Belege, die für die Anwendung eines bestimmten Präparates sprechen. Bei der Auswahl sollten jedoch die Präferenzen des Betroffenen und bestehende (Kontakt-)Allergien berücksichtigt werden.
Neben der regelmäßigen Anwendung von Hautpflegemitteln sind topische Glucocorticoide die Therapie der Wahl beim leicht bis schwer ausgeprägten Handekzem. Dabei sind solche mit günstigem therapeutischen Index (TIX) und niedrigem atrophogenen Potenzial wie Prednicarbat, Methylprednisolonaceponat oder Mometasonfuroat zu wählen. Nach den Ausführungen der Leitlinienautoren ist eine einmal tägliche Behandlung ausreichend und möglicherweise sogar einem zweimal täglichen Auftragen überlegen. Es habe sich zudem gezeigt, dass die Wirksamkeit einer systemischen Behandlung mit Alitretinoin durch eine zusätzliche topische Therapie mit Corticoiden gesteigert werden kann. Um den Therapieerfolg zu erhalten, können Glucocorticoide (bevorzugt solche der Klassen II oder III) intermittierend angewendet werden.
Um unerwünschte Wirkungen wie die Hautatrophie zu verringern, ist die abwechselnde oder kombinierte Behandlung mit einem topischen Calcineurin-Inhibitor möglich. Dabei ist zu beachten, dass Tacrolimus und Pimecrolimus für die Behandlung des atopischen Handekzems zugelassen sind, nicht jedoch für andere Ekzeme. Falls die topische Behandlung nicht anspricht oder sich das Hautbild gar verschlechtert, ist an eine allergische Reaktion auf das Steroid oder dessen Vehikel zu denken.
Je nach Symptomen und Stadium der Erkrankung hat sich in der Praxis die Anwendung von »ergänzenden Topika« bewährt. So eignen sich etwa bei Hyperkeratosen Salicylsäure- oder Harnstoff-haltige Externa genauso wie Hydrokolloidverbände. Bei nässenden und/oder superinfizierten Ekzemen unterstützen (fett-)feuchte Umschläge sowie Zubereitungen mit Chlorhexidin, Polyhexanid, Octenidin oder Clioquinol die Lokaltherapie. Zeigt sich das Ekzem eher vesikulär, empfehlen die Autoren Zubereitungen mit synthetischen Gerbstoffen, Lotio alba oder Pasta exsiccans NRF.