Hautpflege für Krebspatienten |
Eine spezielle und regelmäßige Hautpflege könne nachweislich das Ausmaß der Hautprobleme mindern oder sogar deren Auftreten verhindern, informiert der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums auf seiner Website. Dabei gilt es, bereits vor dem ersten Behandlungstag mit einer adäquaten Basispflege zu beginnen, nicht erst, wenn Hautirritationen bereits da sind.
Inwiefern die Haut insbesondere auf die energiereiche Strahlung reagiert, lässt sich im Einzelfall nicht vorhersagen. Zu individuell unterschiedlich wird die Radiotherapie eingesetzt. Das Ausmaß der Hautbeeinträchtigungen ist abhängig von der Gesamtstrahlendosis, von der Fokussierung der Strahlenquelle und den Zeitabständen der Einzeldosen und – nicht zuletzt – vom Ausgangszustand der Haut der Betroffenen.
Die rechtzeitige Basispflege stabilisiert die Hautbarriere. Dazu muss sie sowohl rückfettende als auch hydratisierende Inhaltsstoffe enthalten. Geeignete Wirkstoffe nennt etwa die 2020 erschienene S3-Leitlinie zur supportiven Therapie bei onkologischen PatientInnen, die praktische Tipps zur Prophylaxe und Therapie der Strahlendermatitis gibt, oder das aktuelle Positionspapier zur Xerosis cutis (trockene Haut).
Grundsätzlich sind rückfeuchtende Inhaltsstoffe wie Urea oder Glycerin das A und O. Um physiologische Barrierelipide zuzuführen, sollten in der Formulierung zusätzlich Ceramide, Sterole, Squalene, Sheabutter oder Nachtkerzensamenöle enthalten sein. Hautberuhigende oder juckreizstillende Inhaltsstoffe wie Niacinamid und Dexpanthenol können bei bereits bestehender Dermatitis angewandt werden. Beispiele sind etwa Linola® Radioderm von Dr. Wolff, Dermasence® BarrioPro und Adtop plus oder Lipikar® Syndet AP+ oder Lipikar® Baume AP+M von La Roche-Posay.
Die beste Evidenz bei trockener Haut hat Harnstoff. Seine Wirksamkeit lässt sich in Kombination mit anderen natürlichen Feuchthaltefaktoren und Ceramiden, dem Zellkitt, noch steigern. Grundsätzlich gilt: Mit je weniger Inhaltsstoffen eine Pflege auskommt, desto besser. Zubereitungen mit Alkohol (trocknet zusätzlich aus), Duft- und anderen potenziell allergisierenden Stoffen (gerade bei solchen mit pflanzlichen Inhaltsstoffen) sind zu meiden.
Wie effektiv die prophylaktische Stärkung der Hautbarriere ist, belegt eine aktuelle Analyse von sechs randomisierten Studien mit insgesamt 788 Brustkrebspatientinnen. Dabei war der prophylaktische Einsatz von Folienverbänden mit einer signifikanten Abnahme der Häufigkeit von Radiodermatitis assoziiert.
Die Funktion des Folienverbands liegt darin, eine atmungsaktive Schutzschicht über der irritierten Haut zu bilden. Diese soll verhindern, dass die Haut weiter durch mechanische Einflüsse wie Reibung oder in den Hautfalten eingeschlossenen Schweiß beschädigt wird. Darüber hinaus soll der Heilungsprozess beschleunigt werden. Eine weitere wichtige Komponente ist die Einschränkung des Wasserverlusts der Haut, welcher ebenfalls Auswirkungen auf den Schweregrad der Radiodermatitis hat. Der Folienverband kann hierfür über mehrere Wochen auf der Haut verbleiben, ohne dabei beim Entfernen selbst Hautirritationen zu verursachen.