Herpes zoster frühzeitig behandeln |
Bei jungen immunkompetenten Menschen ohne Risikofaktoren und mit sehr leichtem Verlauf kann auf eine virale Behandlung verzichtet werden. Anders sieht es aus bei Patienten über 50 Jahren mit Abwehrschwäche, bestimmten Grunderkrankungen oder einem schweren oder komplizierten Zoster-Verlauf aus. Sie benötigen gemäß der Leitlinie »Diagnostik und Therapie des Zoster und der Postzosterneuralgie« aus 2019 eine möglichst frühzeitig einsetzende, systemische antivirale Chemotherapie, eine lokale antiseptische Therapie und eine konsequente Schmerztherapie.
Je später die antivirale Therapie einsetzt, desto schlechter kann sie greifen. Zudem reduziert eine rasche und effiziente antivirale Behandlung das Risiko, dass sich Komplikationen wie eine PZN entwickeln. Idealerweise beginnt die Therapie mit systemischen Virustatika 72 Stunden, nachdem sich die Bläschen gezeigt haben. Eine topische antivirale Therapie reicht nicht aus. Bei einem unkomplizierten Verlauf nehmen Patienten Aciclovir, Famciclovir, Valaciclovir oder Brivudin oral ein. Die Nukleosid-Analoga sind nahezu gleich wirksam, wenn es um Fiebersenkung, Stopp der Bläscheneruption, beschleunigte Abheilung der Hautläsionen und Linderung des akuten Zosterschmerzes geht, und müssen jeweils sieben Tage lang eingenommen werden.
Unterschiede gibt es in der Dosierung. Aciclovir wenden Patienten fünfmal täglich an, Valaciclovir und Famciclovir dreimal täglich und Biruvidin nur einmal. Brivudin, Valaciclovir und Famciclovir sind oral verabreichtem Aciclovir wegen ihrer besseren Pharmakokinetik, Bioverfügbarkeit und der einfacheren Applikation überlegen. Eine venöse Gabe von Aciclovir ist bei Patienten mit schwerem Verlauf, Zoster im Kopfbereich oder unter Immunsuppression angezeigt.
Eine stadiengerechte, antiseptische Lokaltherapie kann helfen, die Abheilung zu fördern. Im frischen Bläschenstadium kann die PTA kühlende, entzündungshemmende oder antiseptische Lösungen empfehlen. Geeignet sind milde Antiseptika wie Polihexanid-Lösung 0,02 %/0,04 % (NRF 11.128) oder Zubereitungen mit Octenidin (zum Beispiel Octenidindihydrochlorid 0,1 % in Basiscreme DAC). Im verkrusteten Stadium sind antiseptisch und krustenlösend wirkende Polihexanid-haltige Gele (wie Hydrophiles Polihexanid-Gel 0,04 %/0,1 %, NRF 11.131) zu wählen. Sie fördern die spaltende Aktivität der hauteigenen Proteasen und sind laut Leitlinie für verkrustende Läsionen besonders geeignet.
Weiterhin benötigen Zoster-Patienten eine effiziente Therapie ihrer Schmerzen. Diese Schmerzen sind zum Teil »Wundschmerzen« (nozizeptive Schmerzen) im Rahmen der akuten Entzündungsreaktion und zum Teil Nervenschmerzen (akute Zosterneuralgie/neuropathischer Schmerz). Unbehandelt droht eine Chronifizierung. Die Autoren der Leitlinie empfehlen, die akuten, nozizeptiven Zosterschmerzen gemäß dem WHO-Stufenschema mit nichtsteroidalen Antiphlogistika bis hin zu hochpotenten Opioiden zu behandeln.
Bei neuropathischen Schmerzen wird initial auch mit dem WHO-Schema therapiert, parallel aber die Therapie mit verzögert wirkenden Antikonvulsiva (Gabapentin oder Pregabalin) gestartet. Bei Wirkeintritt werden zunächst die Opioide und dann die anderen Analgetika reduziert. Bei weiterbestehenden neuropathischen Schmerzen können trizyklische Antidepressiva (TCA, zum Beispiel Amitriptylin) ergänzend gegeben werden. Lokal begrenzter Schmerz lässt sich auch mit Lidocain- oder Capsaicin-Pflastern behandeln. Sie bringen weniger systemische Nebenwirkungen mit sich, dürfen aber erst nach Abheilen der Bläschen angewendet werden.