Herzschwäche ist und bleibt Volkskrankheit |
Steht die Diagnose einer Herzinsuffizienz fest, sollte ein Patienten schnell behandelt werden. Hierbei hat es in den letzten Jahren große Fortschritte gegeben, die sich in der aktualisierten Versorgungs-Leitlinie zur chronischen Herzinsuffizienz vom Dezember vergangenen Jahres niederschlagen. Das Kapitel zur medikamentösen Therapie wurde vollständig überarbeitet.
Während bislang eine Stufentherapie auf Basis von RAS-Blockern (Renin-Angiotensin-System-Inhibitoren) und Betablockern üblich war, wird jetzt bei der Herzinsuffizienz (HFrEF) eine Kombination aus vier Wirkstoffen empfohlen, die unabhängig voneinander wirken. Bei der Viererkombination sprechen Kardiologen auch von den »Big Four« oder »Phantastic Four«:
Bei manchen Patienten kann ein operativer Eingriff die medikamentöse Therapie ergänzen. So kommen bei Durchblutungsstörungen Stents oder Bypass-Behandlungen zum Einsatz, eine defekte Herzklappe kann operativ ersetzt werden und bei Herzrhythmusstörungen oder einem dauerhaft zu langsamen Herzschlag kann ein Herzschrittmacher implantiert werden, in schweren Fällen eventuell in Kombination mit einem Defibrillator. Selten ist das Herz so stark geschwächt, dass herkömmliche Therapien nicht reichen und eine Herztransplantation erforderlich wird.
Bewegung kann zwar die Herzfunktion nicht verbessern, die Datenlage zeigt jedoch, dass es den Patienten besser geht, wenn sie sportlich aktiv sind. Besonders für ältere Patienten ist die Teilnahme an einer Herzsportgruppe zu empfehlen. Wer lieber auf eigene Faust aktiv wird, sollte die Intensität des Trainings mit dem Arzt besprechen.
Und was ist mit Sex? Sex ist definiert als leichte bis mittlere körperliche Aktivität über einen kurzen Zeitraum. Der Puls steigt in der Regel nicht über 130 Schläge pro Minute und der systolische Blutdruckwert nicht über 170 mmHg. Sexuell aktiv zu sein belastet das Herz somit nicht stärker als ein schneller Spaziergang, Treppensteigen oder Fahrradfahren. Mediziner bedienen sich deshalb auch oft folgendem Vergleich: Wer zu Fuß bis in den zweiten Stock steigen kann, ohne Schmerzen in der Brust zu verspüren oder nach Luft zu schnappen, kann ruhigen Gewissens sein Sexualleben ausüben. Darüber hinaus lassen sich die Herzaktivität unter Belastung und mögliche Risiken durch sexuelle Aktivität mit einem Belastungs-EKG auf dem Fahrradergometer gut einschätzen.