Hilfe bei Gesichtsröte |
Pathologisch spielen vermutlich Entzündungsreaktionen auf Keime in der Haut eine Rolle. Studien haben gezeigt, dass Betroffene, insbesondere Patienten mit steroidinduzierter Rosacea, häufig stark mit Demodex-folliculorum-Milben besiedelt sind. Das in den Milben vorkommende Bakterium Bacillus oleronius kann Entzündungen hervorrufen oder verstärken.
Die Darmmikrobiota beeinflusst die Hauterkrankung möglicherweise ebenfalls. Eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms (small intestinal bacterial overgrowth, SIBO) kommt bei Rosacea-Patienten häufig vor. Wenden die Betroffenen gegen die Überwucherung Antibiotika an, können sich die Rosacea-Läsionen verbessern, während die Gabe bei SIBO-negativen Patienten keine Besserung bewirkt.
Zwar ist die Hauterkrankung nicht heilbar, die Symptome können sich aber durch eine konsequente Behandlung bessern. Bei leichten Fällen kann es sogar reichen, die gerötete Haut mit geeigneten Kosmetika zu kaschieren. Ziel einer Pharmakotherapie ist es, Gesichtsrötungen und entzündliche Läsionen zu reduzieren, Anzahl, Dauer und Intensität von Schüben zu verringern und begleitende Symptome wie Juckreiz, Schmerzen oder Brennen zu lindern. Welches Medikament geeignet ist, hängt von der Ausprägung der Rosacea, der Akuität und dem Hauttyp des Patienten ab. Bei leichten bis moderaten Fällen kann eine topische Therapie ausreichen. Dazu kommen hauptsächlich Cremes oder Gels mit Metronidazol (0,75 %), Azelainsäure (15 %), Brimonidin (0,33 %) und Ivermectin (1 %) zum Einsatz.
Bei Metronidazol ist der Wirkmechanismus bei topischer Anwendung noch nicht vollständig aufgeklärt. Der antibiotisch und antiinflammatorisch wirkende Arzneistoff hat auch einen antiparasitären Effekt und könnte die mutmaßlich in die Pathogenese involvierten Demodex-Milben bekämpfen. Beim Antiparasitikum Ivermectin erklärt man sich die Wirkung ebenfalls damit, dass es den Befall mit parasitären Milben in der Haut verringert. Weiterhin wirkt der Arzneistoff antientzündlich. Brimonidin ist ein hochselektiver α2-adrenerger Rezeptoragonist und führt bei Anwendung im Gesicht dazu, dass die Rötung nachlässt. Topisch angewendete Azelainsäure normalisiert die Keratinisierung der Haut und wirkt antibakteriell und antientzündlich.
Bei schweren und therapieresistenten Formen kommt zur topischen eine systemische Behandlung hinzu. Ärzte verschreiben häufig Tetracycline und bei Therapieresistenz oder Kontraindikationen Makrolide wie Erythromycin, Clarithromycin oder Azithromycin. Niedrig dosiertes Doxycyclin ist Mittel der Wahl. Die Therapie wirkt effektiv gegen die Papeln und Pusteln. Eine weitere Option ist orales Metronidazol oder niedrig dosiertes Isotretinoin. Das Vitamin-A-Säure-Derivat ist wie Tetracycline bei schwangeren Frauen kontraindiziert, da es stark teratogen wirkt. Für Frauen im gebärfähigen Alter ist eine Empfängnisverhütung erforderlich. Betablocker wie Carvedilol können ein persistierendes Erythem und die Flush-Symptomatik reduzieren. Nicht medikamentöse Therapien umfassen Dermabrasion oder Laserchirurgie.