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Hilfsangebote zur Suizidprävention weiter finanzieren

Viele Selbsttötungen sind vermeidbar, etwa wenn die Betroffenen Kontakt zu einer niedrigschwelligen Beratungsstelle finden. Spezielle Präventionsangebote sollen die Suizidrate weiter senken, doch es gibt Verbesserungsbedarf.
Judith Schmitz
20.11.2023  08:30 Uhr

Staatliche Fördermittel

Fiedler erklärt: Die Suizidrate in einer Gesellschaft sei niedrig, wenn suizidpräventive Faktoren die suizidfördernden überwiegen. Suizidpräventiv wirkten Enttabuisierung, Präventionsprogramme für Risikogruppen, eine niedrigschwellige Verfügbarkeit der psychiatrischen Versorgung und Beratungsangebote, gute medizinische Versorgung, angemessene Medienberichterstattung und eine jüngere Gesellschaft. Dagegen förderten etwa hohe Arbeitslosigkeit, verfügbare Suizidmittel, ein eingeschränkter Zugang zur psychiatrischen Versorgung und fehlende Beratungsangebote, schlechte medizinische Versorgung, unangemessene Medienberichterstattung und eine ältere Gesellschaft Suizide.

Neben einem gesamtgesellschaftlich suizidpräventiven Rahmen und einem funktionierenden Netzwerk samt zentraler bundesweit einheitlicher Rufnummer für die Information über Hilfen und deren Koordination sind auch Mittel zur Finanzierung suizidpräventiver Maßnahmen nötig. Wie Fiedler erklärt, erfolgt die staatliche Unterstützung aus mehreren Fördertöpfen, verteilt auf verschiedene Ministerien wie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) oder das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Diese staatliche Förderung ist bisher meist projektbezogen und zeitlich begrenzt. Die Folge: Irgendwann wird das Projekt komplett beendet oder läuft auf Sparflamme weiter. »Der Bund erwartet, dass die Kommunen das Projekt weiterfinanzieren, die haben aber oft kein oder nicht ausreichend Geld dafür«, sagt Fiedler. Damit verlieren auf der einen Seite Suizidgefährdete wichtige Anlaufstellen. Auf der anderen Seite bedeutet das Aus etwa einer Beratungsstelle oder eines Forschungsprojektes für gut ausgebildete Suizidpräventionsexperten Perspektivlosigkeit für die Jobwahl in diesem Bereich und für die Gesellschaft ein Verlust an suizidpräventivem Wissen.

Hilfe für junge Menschen

Ein Beispiel für eine nicht nachhaltige Finanzierung ist die für [U25]. Dieser Online-Beratungsdienst für Menschen unter 25 Jahren startete 2002 in Freiburg und ist inzwischen auf elf Standorte in Deutschland gewachsen. Seit 2012 wird er gemeinsam mit dem Deutschen Caritasverband betrieben. Das Besondere: Der Hilfesuchende eröffnet mit einem Nickname einen Account bei [U25] und schreibt den Beratern. Diese sind sogenannte Peers, also speziell ausgebildete ehrenamtlich arbeitende Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren, die binnen zwei Werktagen antworten und wenn gewünscht für längere Zeit in Kontakt mit dem Betroffenen bleiben. Sie werden von hauptamtlichen Experten im Hintergrund angeleitet und betreut.

Derzeit erhalte [U25] bundesweit pro Woche 40 bis 50 Anfragen von Hilfesuchenden, wie die Bundeskoordinatorin des Hilfsdienstes, Diana Kotte, PTA-Forum mitteilt. Vor allem das BMFSFJ finanziert [U25]. Ende 2024 ist aber Schluss damit und eine andere Geldquelle nicht in Sicht. »Das wirkt sinnfrei vor dem Hintergrund, dass der Bundestag diesen Juli den Antrag ›Suizidprävention stärken‹ nahezu einstimmig angenommen hat«, so Kotte.

»An wen sollen sich die suizidgefährdeten Jugendlichen wenden, wenn es uns nicht mehr gibt? Selbst wenn nun eine zentrale Informations- und Koordinationsstelle über alle bestehenden lokalen und überregionalen suizidpräventiven Angebote eingerichtet wird, wenn die Angebote mangels Finanzierung wegbrechen, ist den Betroffenen kein Stück weitergeholfen«, sagt Kotte. Sie sieht [U25] als Brückenangebot und Ergänzung zur Therapie. Dabei argumentiert sie auch mit dem Faktor Kosten: [U25] rechnet mit 300 Euro pro Hilfesuchendem, egal wie oft und lange er begleitet wird. »Wir sind wesentlich günstiger als eine stationäre Therapie und schwächen gleichzeitig mit unserer Arbeit in vielen Fällen die Krise der Hilfesuchenden ab, so dass es erst gar keiner stationären Therapie bedarf.« Zudem beträgt die Wartezeit auf einen Therapieplatz in einer psychiatrischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche aktuell bis zu zehn Monate. Die Suche stellt die Betroffenen vor große Hürden: Sie müssen sich den Eltern gegenüber öffnen und sich gemeinsam mit ihnen um einen Platz kümmern.

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