Hype um den Hafer |
Egal ob als »Overnight Oats«, Porridge oder im Müsli: Haferflocken enthalten eine ganze Reihe gesunder Inhaltsstoffe. / Foto: Getty Images/AlexeyBorodin
Wenn man an Getreide denkt, ist es in der Regel nicht der Hafer, der den meisten als Erstes einfällt. Lange Jahre spielte er hierzulande keine allzu große Rolle. Doch das war einmal anders: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Hafer nach Roggen das am weitesten verbreitete Getreide in Deutschland. Das mag daran gelegen haben, dass er auch auf ungünstigen Böden wächst und recht robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten ist.
Nun befindet sich Hafer wieder auf dem Vormarsch: Nach Zahlen des Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) hat sich die Anbaufläche in Deutschland seit 2014 um etwa 40 Prozent vergrößert. In Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein steht er am häufigsten auf den Feldern. Hafer dient in erster Linie als Futtermittel. Doch die Verwendung für die Lebensmittelproduktion steigt stetig. Mit 675.000 Tonnen landete im Jahr 2023 nahezu doppelt so viel Hafer in den Mühlen wie noch zehn Jahre zuvor.
Am beliebtesten sind weiterhin neben Müslis und Cerealienprodukten die klassischen Haferflocken. Aktuellen Schätzungen zufolge liegt das Verhältnis etwa bei einem Drittel kernig und zwei Drittel zarten Flocken. Aber Verbraucher greifen nach Einschätzung des VGMS auch vermehrt zu weiteren Haferprodukten wie Haferkleie oder Porridge.
Der Hype um den Hafer kommt nicht von ungefähr. Auch Experten wie Dr. Winfried Keuthage betonen die Sonderstellung des Getreides: »Es ist ja schon einzigartig für ein Getreide, dass Hafer 2017 als Arzneipflanze des Jahres ausgezeichnet wurde«, sagt der Ernährungsmediziner und Diabetologe aus Münster gegenüber PTA-Forum. »Und es gibt tatsächlich auch Gründe, die den Hafer bei den Getreidesorten als Lebensmittel hervorheben.«
Ein Blick ins Korn zeigt: Hafer enthält rund 60 Prozent komplexe Kohlenhydrate, die langsam ins Blut übergehen. So liegt der glykämische Index lediglich bei 40. Hafer enthält selbst kein Gluten und wird daher von Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit gut vertragen. Bei Zöliakie, wo auch kleinste Spuren von Gluten zu Beschwerden führen können, sollten Betroffene unbedingt zu als »glutenfrei« gekennzeichneten Hafererzeugnissen greifen. Bei allen anderen könnten durch Erzeugung oder Verarbeitung Spuren von anderen Getreiden enthalten sein.
Mit etwa 13 Prozent gehört Hafer zu den besten Eiweißlieferanten unter den Getreiden. Durch die gute Aminosäurezusammensetzung handelt es sich außerdem um sehr hochwertiges Protein. Im Vergleich zu anderen Getreidesorten liegt der Fettanteil mit rund 7 Prozent sehr hoch. Die wertvollen ungesättigten Fettsäuren dürften unter anderem dazu beitragen, dass Hafer so gut sättigt. Auch in Sachen Mikronährstoffe braucht sich Hafer nicht verstecken. Er trumpft mit einem besonders hohen Vitamin-B1-Gehalt auf, liefert aber auch reichlich Magnesium, Eisen, Zink und andere Vitamine und Spurenelemente. Und sein besonderer Trumpf: Ein hoher Ballaststoffgehalt um die 10 Prozent mit der »Wunderwaffe« Beta-Glucan. Hafer enthält 4,5 g Beta-Glucan pro 100 g. In Haferkleie steckt doppelt so viel davon.