Hype um Semaglutid bleibt |
Semaglutid wird in das Unterhautfettgewebe injiziert. / Foto: Adobe Stock/Vincent Scherer
Dass um ein Medikament ein regelrechter Hype entsteht, ist selten. Doch mit dem Mittel Wegovy® ist es passiert: Menschen zeigen in sozialen Medien, wie sie mit damit abnehmen – und berichten von Nebenwirkungen. Was hat sich seit der Einführung vor einem Jahr getan? Ein Überblick:
Wegovy ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das beim Abnehmen und Halten von Gewicht helfen soll, indem es den Appetit zügelt und das Sättigungsgefühl steigert. Für diese Nutzung können Ärztinnen und Ärzte das Mittel des dänischen Unternehmens Novo Nordisk seit Mitte Juli 2023 in Deutschland verschreiben. Patienten spritzen es sich mit einem Fertigpen, der einem Stift ähnelt, einmal pro Woche unter die Haut.
Der Wirkstoff Semaglutid wird schon seit längerem zur Behandlung von Typ-2-Diabetes genutzt – unter dem Handelsnamen Ozempic®. Wegovy enthält den Wirkstoff in höherer Dosierung und wurde für Menschen mit Adipositas, also Fettleibigkeit zugelassen, ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30. Auch Personen ab einem BMI von 27 sowie mindestens einer gewichtsbedingten Erkrankung können das Medikament laut Zulassung erhalten. Begleitet werden soll die Therapie von einer kalorienreduzierten Diät und einer erhöhten körperlichen Aktivität.
Semaglutid imitiert die Wirkung des Darmhormons GLP-1 (Glucagon-like peptide-1). Dieses werde nach dem Essen aus dem Dünndarm freigesetzt, erläutert Matthias Laudes, Vizepräsident der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) und Direktor des Instituts für Diabetologie und klinische Stoffwechselforschung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Das Hormon signalisiere der Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren. »Das ist die antidiabetische Wirkung«, sagt Laudes. Der zweite Effekt sei, dass dem Gehirn mitgeteilt werde, dass etwas gegessen wurde und es ein Sättigungsempfinden entwickeln könne. »Das ist die gewichtsregulierende Wirkung.«
Die dritte Wirkung sei, dass dem Magen signalisiert werde, dass noch genügend Essen im Dünndarm sei, die Magenentleerung also verzögert werde. Insbesondere diesen Effekt bemerkten Patienten als Nebenwirkung – nämlich Übelkeit. Das lege sich aber in der Regel, wenn die Leute sich daran gewöhnten, kleinere Portionen zu essen, sagt Laudes.