Im Alter möglichst unabhängig bleiben |
In Projekten werden Roboter dennoch schon fleißig getestet und in vielen Pflegeheimen durften die Bewohner bereits »Pepper« kennenlernen. Der 1,20 m große Roboter ist mit Mikrofonen, 3-D-Kamera und Sensoren ausgestattet und auf Kommunikation, Unterhaltung und Information spezialisiert. Der Roboter kann gesprochene Worte, die Stimmlage und nonverbale Signale wie Haltung und Mimik analysieren. Er kann den emotionalen Kontext eines Gesprächs wie Freude, Ärger, Trauer und Überraschung wahrnehmen und seine Reaktion an die Stimmung anpassen.
»Pepper« kann auch für Unterhaltung sorgen. Er erzählt Witze, imitiert Tiere, liest Geschichten vor, stellt Denkaufgaben, macht Bewegungen vor und motiviert zum Mitturnen. In der Arbeit mit dementen Menschen hat sich der Roboter »Paro« bewährt, der einer Babysattelrobbe nachempfunden ist und auf Streicheln reagiert.
Tatkräftiger als Roboter für die tiergestützte Therapie sind die Serviceroboter »Justin« und »Edan«. Sie können Getränke oder Medikamente reichen, den Aufzugknopf drücken, in Notsituationen unterstützen oder um Hilfe rufen, wenn eine Person nicht mehr auf den Roboter reagiert. Nicht weiter entwickelt wurde hingegen der Roboter »Robear«. Seine Aufgabe war es, Patienten umzubetten und aufzurichten. Hier hat sich jedoch bereits beim Prototyp gezeigt, dass seine Größe und sein Gewicht zur Gefahr für die Patienten werden können.
Derzeit ist nicht klar, ob Roboter das Pflegesystem in naher Zukunft wirklich spürbar entlasten können oder eher eine unterhaltsame, technische »Spielerei« bleiben. Einig sind sich Experten jedoch, wenn es um die Aufgaben von Pflegerobotern geht. So ist ein Ersatz menschlicher Pflegekräfte zum heutigen Zeitpunkt ausdrücklich nicht gewünscht. Roboter sollen unterstützend arbeiten, Aufgaben übernehmen, die schambehaftet sind und damit sicherstellen, dass die Würde eines pflegebedürftigen Menschen besser gewahrt werden kann.
Dem menschlichen Personal soll durch die technischen Kollegen mehr Zeit für jeden einzelnen Pflegebedürftigen und für persönliche Zuwendung bleiben. Dennoch wird unter Experten auch schon darüber diskutiert, wie Zukunftsvisionen, in denen ärmere Menschen durch Roboter und zahlungskräftige Kunden durch Menschen gepflegt werden, verhindert werden könnten.
Darüber hinaus sind viele weitere ethische und rechtliche Fragen zum jetzigen Zeitpunkt noch ungeklärt: Wer haftet, wenn der Roboter einen Menschen verletzt oder falsch bedient wurde? Wem gehorcht der Roboter? Wie soll sich ein Roboter verhalten, wenn mehrere Menschen gleichzeitig versorgt werden müssen oder ein Mensch um Handlungen bittet, die seinen Tod herbeiführen würden. Wird er den pflegebedürftigen Menschen entmündigen oder haben die individuellen Vorstellungen der Menschen Vorrang?
Wichtig ist auch der Umgang mit den personenbezogenen Daten, die Roboter über die Gesundheit und Gewohnheiten eines pflegebedürftigen Menschen sammeln. Wie kann hier sichergestellt werden, dass ein Pflegeroboter nicht gehackt wird? Offen ist auch noch, welche Auswirkungen es auf die Pflegekräfte selbst hat, rund um die Uhr neben Robotern zu arbeiten. Bekannt ist, dass permanente Aufzeichnung durch die Systeme zu einem Gefühl des Überwachtwerdens führen kann. So wurden Pflegeroboter in Japan bereits in Schränke gesperrt oder durch das Pflegepersonal ausgeschaltet.