Ist Sex bei Herzschwäche ein Risiko? |
Die Wahrscheinlichkeit, beim Sex einen Herzinfarkt zu erleiden, ist gering. / Foto: Adobe Stock/Fabio
Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung sind in Deutschland rund 4 Millionen Menschen von einer Herzschwäche betroffen. Ihr Herz versorgt den Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff. Die Betroffenen leiden insbesondere bei körperlicher Anstrengung unter Atemnot, fühlen sich schwach oder sind nicht mehr so belastbar wie früher. Viele fragen sich, was sie sich selbst noch zumuten können. Dass es dabei nicht nur um den Spaziergang am Wochenende oder das Treppensteigen, sondern auch um sexuelle Aktivitäten geht, liegt auf der Hand, wird aber wesentlich weniger offen angesprochen.
Suchen Betroffene das Gespräch mit ihren behandelnden Kardiologen, können diese in der Regel sämtliche Sorgen und Ängste nehmen. Das beginnt schon beim Ausmaß der Belastung, die von den meisten Menschen deutlich überschätzt wird. Sex ist definiert als leichte bis mittlere körperliche Aktivität über einen kurzen Zeitraum. Der Puls steigt in der Regel nicht über 130 Schläge pro Minute und der systolische Blutdruckwert nicht über 170 mmHg. Sexuell aktiv zu sein belastet das Herz somit nicht stärker als ein schneller Spaziergang, Treppensteigen oder Fahrradfahren. Mediziner bedienen sich deshalb auch oft folgendem Vergleich: Wer zu Fuß bis in den zweiten Stock steigen kann, ohne Schmerzen in der Brust zu verspüren oder nach Luft zu schnappen, kann ruhigen Gewissens sein Sexualleben ausüben. Darüber hinaus lassen sich die Herzaktivität unter Belastung und mögliche Risiken durch sexuelle Aktivität mit einem Belastungs-EKG auf dem Fahrradergometer gut einschätzen.
Ebenfalls kein Grund zur Sorge ist das Erleben eines Orgasmus. Zwar erhöht sich das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen vom Vorspiel bis zum Orgasmus aufgrund des steigenden Blutdrucks und der zunehmenden Herzfrequenz stetig. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis wird von der American Heart Association (AHA) jedoch als äußerst gering eingeschätzt. Das belegen auch statistische Daten. So ereignen sich weniger als ein Prozent aller Herzinfarkte und Fälle von plötzlichem Herztod während sexueller Aktivität. Ein Angina-pectoris-Anfall tritt in weniger als fünf Prozent der Fälle während oder in den Stunden nach dem Sex auf.
Das Risiko, einen Herztod zu erleiden, ist grundsätzlich bei jeder körperlichen Aktivität im Vergleich zum Ruhezustand leicht erhöht. So ist die Wahrscheinlichkeit bei einem Wutanfall einen Herzinfarkt zu erleiden, deutlich größer als beim Sex. Im Gegenzug kann ein erfülltes Sexualleben einige Vorteile haben: Sex trainiert den Körper und senkt dadurch den Blutdruck; er reduziert Stress, verbessert den Schlaf und verstärkt soziale Bindungen, die wiederum Ängsten oder Depressionen entgegenwirken. Gerade solche psychischen Belastungen sind bei Patienten mit Herzerkrankungen häufiger und können sich ebenfalls negativ auf das Sexualleben auswirken.