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Migräne

Kopfschmerzen die Stirn bieten

Eine Migräne ist ursächlich nicht heilbar. Die Erkrankung medikamentös gut einzustellen und einen gesunden Umgang mit ihr zu finden, ist für Patienten daher besonders wichtig. Das Apothekenpersonal kann beim Selbstmanagement eine große Hilfe sein.
Wiebke Gaaz
13.12.2023  08:00 Uhr

Ein paar Fakten vorweg: Migräne ist eine der häufigsten Kopfschmerzformen. Circa 7 Prozent der Männer und circa 15 Prozent der Frauen, also im Mittel etwa acht Millionen Menschen in Deutschland, sind betroffen. Die meisten Patienten leiden an einer gelegentlichen, sprich episodischen Migräne. Tritt sie jedoch an mehr als 15 Tagen über mindestens drei Monate auf, handelt es sich um die seltene chronische Form, von der weniger als 2 Prozent der Migränepatienten betroffen sind. Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) treten täglich etwa 350.000 Migräneanfälle auf. Sie gehen mit einem immensen Leidensdruck für die Betroffenen einher. Migräne zählt aufgrund zahlloser Arbeitsunfähigkeitstage, Produktivitätsverlust und vorzeitiger Berentung zu den teuersten Erkrankungen für die Gesellschaft.

Migräne wird heute als progressive Erkrankung des zentralen Nervensystems aufgefasst. Sie ist eine Besonderheit des Gehirns, die genetisch festgelegt ist. In einer der größten Migränestudien mit über 375.000 Probanden, die an den weltweit führenden Zentren für Migräne durchgeführt worden ist, wurden 38 Risikogene und 44 Genvarianten entdeckt. Das erklärt, warum Migräne ursächlich nicht heilbar ist und warum sie familiär gehäuft vorkommt. Diese Veranlagung ist außerdem der Grund dafür, dass Patienten stärker auf Reize reagieren.

Gehirn unter Hochspannung

Mehr noch: Die Aufmerksamkeit ihres Gehirns lässt bei wiederholten Reizen im Gegensatz zu Gesunden nicht nach, sondern es bleibt in ständiger maximaler Bereitschaft. Es steht also permanent unter Hochspannung. Um einen Migräneanfall auszulösen, müssen aber bestimmte Triggerfaktoren dazukommen. Dabei kristallisiert sich heraus, dass der gemeinsame Nenner aller Triggerfaktoren eine plötzliche Veränderung des Lebensrhythmus ist. Alles, was zu schnell, zu plötzlich oder dauernd kommt, kann eine Kaskade von teils gleichzeitig ablaufenden physiologischen Änderungen in Gang setzen, die letztlich den Migräneanfall ausmachen. Das Nervensystem, das ohnehin schon sehr schnell aufgrund der speziellen Erbanlagen arbeitet, kommt dadurch an seine Obergrenze und es entsteht ein Energiedefizit in den Nervenzellen. Daraufhin versucht das Gehirn über einen Schutzmechanismus, dieses Energiedefizit auszugleichen. Deswegen berichten viele Patienten über Heißhunger im Vorfeld einer Attacke, vor allem auf Süßes. Dieser ist nicht, wie lange Zeit angenommen wurde, ein Auslöser, sondern ein Symptom des bereits ablaufenden Migräneanfalls.

Des Weiteren spielen die Hormone eine Rolle. Das erklärt, warum Frauen nach der Pubertät deutlich häufiger und stärker betroffen sind als Männer. Zudem treten Migräneanfälle bei Frauen häufig rund um die Menstruation auf, aber auch bei Eintritt in die Wechseljahre – beides Situationen, in denen der Estrogen-Spiegel abfällt. Nach den Wechseljahren und während einer Schwangerschaft sinkt hingegen die Häufigkeit von Migräneattacken.

Verstehen die Patienten, dass ihre Erkrankung eine Besonderheit ihres Nervensystems ist und bestimmte Trigger für eine Attacke hinzukommen müssen, können sie dem mit ihrem Lebensstil Rechnung tragen. Das ist wichtig, um ihnen das Gefühl zu nehmen, ihrer Erkrankung hilflos ausgeliefert zu sein. Sie können aktiv etwas an ihrer Situation verändern und sie schätzen ihre Lebensqualität höher ein. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Aufklärung über Migräne allein die Zahl der Attacken klinisch messbar reduzieren kann.

Die Diagnose steht fest, wenn die typischen Symptome der Migräne mindestens fünfmal aufgetreten sind. Der Arzt stellt die Diagnose aufgrund der Anamnese sowie nach einer klinischen und neurologischen Untersuchung. Dabei hilft ihm ein Kopfschmerztagebuch, am besten in Form einer App. Hier dokumentiert der Patient an Migränetagen, was zum Zeitpunkt der Attacke passiert ist, die Dauer der Attacke, die Stärke der Schmerzen und ob Medikamente eingenommen wurden. So können Patienten individuellen Mustern auf die Spur kommen und die Informationen nutzen, um Triggerfaktoren zu identifizieren und gezielt zu verändern.

Ein Migräneanfall läuft in zwei oder drei Phasen ab, je nachdem, ob es sich um eine Migräne ohne oder mit Aura handelt. Das Prodromalstadium ist eine Art »Zündschnur« der Migräne. Der Begriff bezeichnet die Ankündigungssymptome der Attacke, die in »hemmende« und »erregende« unterteilt werden können. Zu Ersteren zählen beispielsweise Gähnen und Niedergeschlagenheit, letztere umfassen etwa eine erhöhte Gereiztheit, Kreativität, Hyperaktivität sowie den bereits erwähnten Appetit auf Süßes.

Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten schließt sich eine Aura an. Sie macht sich mit neurologischen Störungen wie Gesichtsfeldausfällen, visuellen Phänomenen wie Lichtblitzen oder Sensibilitätsstörungen in den Extremitäten bemerkbar. Die Aura klingt innerhalb von 5 bis 60 Minuten folgenlos ab und wird dann von den typischen Migräneschmerzen abgelöst.

Diese sind deutlich stärker als gewöhnliche Kopfschmerzen. Es sind meist heftige, einseitige, pulsierend-pochende Schmerzen, die bei körperlicher Betätigung intensiver werden. Ein Seitenwechsel ist innerhalb einer Attacke oder von Attacke zu Attacke möglich. Bei einer Attacke werden bestimmte Äste des Trigeminusnervs aktiviert, die an Blutgefäßen der Hirnhaut und am Nervengewebe eine schmerzhafte Entzündung verursachen. Dabei werden verschiedene Neurotransmitter und Entzündungsbotenstoffe freigesetzt. Diese Zusammenhänge können erklären, warum Schmerzmittel mit entzündungshemmenden Eigenschaften und die Triptane im Anfall wirksam sind.

Unbehandelt dauern die Schmerzen zwischen 4 und 72 Stunden. Während einer Attacke treten sehr häufig Begleitsymptome auf. Typisch ist eine Überempfindlichkeit der Sinne. So werden die Attacken von Übelkeit (80 Prozent), Erbrechen (40 bis 50 Prozent), Lärm- (50 Prozent), Geruchs- (10 Prozent) und Lichtempfindlichkeit (60 Prozent) begleitet. Diese heftigen Symptome zwingen die Patienten dazu, sich ins Bett zu legen und möglichst alle Reize abzuschirmen. Auch kühlende Kompressen werden als angenehm empfunden.

Mit dem Abklingen der Migränekopfschmerzen ist die Attacke meist noch nicht überstanden. Fast alle Patienten leiden anschließend ein bis zwei Tage unter starker Erschöpfung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie dem Wunsch, mit sich allein zu sein. Eine über drei Tage hinaus bestehende Migräneattacke wird als »Status migraenosus« bezeichnet und stellt eine Komplikation der gewöhnlichen Migräne dar.

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