Kopfschmerzen unterscheiden und loswerden |
Wie ein zu enger Helm oder ein eisernes Band, das sich um den Schädel zuzieht: Spannungskopfschmerzen hat fast jeder mal. / Foto: Getty Images/eternalcreative
Was dabei ganz genau im Körper passiert, wissen Forschende noch gar nicht. »Das Gehirn selbst ist schmerzunempfindlich. Es geht also eher um Strukturen rund ums Gehirn«, sagt Professor Ulrich Pulkowski, Chefarzt der Klinik für Neurologie an der Schön Klinik Rendsburg.
Der Begriff Spannungskopfschmerz legt nahe, dass eine schmerzhafte Verspannung von Kopfmuskeln die Ursache sein muss. Aber so einfach ist es nicht. Es wirken mehrere Mechanismen zusammen, sagt Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Eine Rolle etwa spielen die Schmerzrezeptoren, die in der Muskulatur von Hals, Nacken und Kopfhaut sitzen. Durch äußere Umstände wie etwa Stress können sie aktiviert werden. »Dann schalten diese Schmerzrezeptoren auf Alarm und vermitteln das ans Gehirn«, so Frank Erbguth. Wir empfinden also Schmerz.
Passiert das an mindestens 15 Tagen im Monat über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg, gilt so ein Kopfschmerz als chronisch. Tückisch daran ist, dass der Schmerz sich verselbstständigen kann. »Die Filter für die Wahrnehmung schmerzhafter Ereignisse im Gehirn werden mit der Zeit eher empfindlicher – und nicht robuster«, erklärt Erbguth. So kann es dazu kommen, dass irgendwann schon vergleichsweise kleine Belastungen zu Spannungskopfschmerzen führen.
Der Kopf fühlt sich an, als wäre er in einem engen Helm eingeklemmt. Oder als läge darum ein eisernes Band, das sich enger und enger zuzieht. So beschreiben viele Menschen, wie sich Spannungskopfschmerz für sie anfühlt. Dieser Kopfschmerz vom Spannungstyp, wie er in der Medizin genannt wird, tritt in aller Regel auf beiden Seiten des Kopfes auf. Er lässt sich als eher dumpf und in der Intensität »leicht bis mittel« beschreiben, so Pulkowski.
Anders ist das bei einer Migräneattacke: Dort sitzt der Schmerz in vielen Fällen nur auf einer Seite – links oder rechts. »Der Schmerz ist zum Teil stechend und klopfend – er ist drastischer«, sagt Erbguth. Oft pulsiert er regelrecht.
Während es mit Spannungskopfschmerz oft noch möglich ist, einigermaßen durch den (Arbeits-)Alltag zu kommen, geht bei Migräne meist gar nichts mehr. »Wenn Sie sich mit einer Migräne körperlich anstrengen oder einfach nur eine Treppe hochgehen, haben Sie das Gefühl: Es wird deutlich schlimmer«, so Pulkowski. Dazu erleben viele Betroffene Übelkeit und Lichtempfindlichkeit – sodass sie es nur in abgedunkelten Räumen aushalten können. Bei einem Teil der Migräne-Betroffenen kündigt sich der Schmerz durch eine sogenannte Aura an: Typisch ist dabei etwa ein Flimmern im Gesichtsfeld, das das Lesen schwermachen kann. Es können auch Taubheitsgefühle auftreten, etwa in den Händen oder im Gesicht.