Lauterbach bleibt bei Reformplänen |
10.10.2024 10:30 Uhr |
Es wurde offensichtlich, dass der Minister den Begriff Telepharmazie anders definiert als die Apothekerschaft. Für die Arbeit eines Apothekers ist aus Sicht der Apothekerschaft seine Präsenz vor Ort unerlässlich. Alles andere sei keine Apotheke mehr, sondern eine Scheinapotheke. Lauterbach unterstrich jedoch unbeirrt: »Ich gehe davon aus, dass die Telepharmazie dazu beitragen wird, in dünn besiedelten Gebieten überhaupt noch eine Apotheke erhalten zu können. Besser so als gar keine Apotheke.«
Auch die Entgegnung, dass es besser wäre, die Rahmenbedingungen zu stärken, damit Nachwuchs auch in die Vor-Ort-Apotheken strebt und Inhaber diesen entsprechend attraktive Honorare und Arbeitskonditionen bieten könnten, verpuffte. Lauterbach ist überzeugt: »Käme die Reform nicht, wird die Zahl der Apotheken weiter zurückgehen. Nur mehr Geld wird das nicht ändern.«
Es bleibt nun abzuwarten, wann der neue Entwurf zur Apothekenreform kommt. Dass er kommt, da ist der Minister zuversichtlich: »Ich hoffe, dass wir in den nächsten Wochen noch mit einem Vorschlag auf Sie zukommen können.«
Verbessert habe sich seit dem DAT im letzten Jahr nichts, entgegnete ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in ihrer Ansprache – im Gegenteil: Zu Kostenanstieg, Honorarstillstand und Fachkräftemangel sei als zusätzliche Belastung noch das schwerwiegende Skonti-Urteil hinzugekommen. Auch die Lieferengpass-Problematik bestehe nach wie vor. Das traurige Ergebnis dieser Entwicklungen sei ein Minusrekord von 500 Apotheken, die im Jahr 2023 ihre Türen für immer schließen mussten. Und im laufenden Jahr sei leider mit noch mehr Schließungen zu rechnen.
»Im Gegensatz zu diesem politischen Stillstand haben wir die vergangenen zwölf Monate tatkräftig genutzt.« Overwiening verwies auf den Protestmonat November 2023 sowie die anschließende Informationskampagne der ABDA. Apotheker im ganzen Land hätten im Sinne einer echten Graswurzelbewegung in unzähligen Gesprächen Politiker, Journalisten und Patienten über den derzeitigen Zustand der Arzneimittelversorgung aufgeklärt. »Ich bin überzeugt, dass uns genau dieser Weg zum Ziel führen wird«, sagte Overwiening und bedankte sich bei den Apothekern für deren Einsatz.
Denn in diesen Gesprächen sei deutlich geworden, dass das Vorhaben, die Apotheke vor Ort abzuwerten, von niemandem gewollt wird. »Apotheke ohne Apotheker ist ein exklusiver Wunsch nur des Bundesgesundheitsministeriums«, stellte die ABDA-Präsidentin klar. Auch zahlreiche Stellungnahmen und öffentliche Statments von verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen, die sich in dieser Frage hinter die Apotheker gestellt hätten, sprächen eine deutliche Sprache. Statt weniger, solle man mehr Apotheke wagen. »Gesundheit braucht mehr Apothekerinnen und Apotheker.«
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spüre diesen Widerstand – bis heute finde er innerhalb der Bundesregierung keine Mehrheit für sein Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) –, beharre aber auf seinen Plänen für den Strukturumbruch.